Groll, Andreas (1812–1872), Photograph

Groll Andreas, Photograph. Geb. Erdberg, Niederösterreich (Wien), 30. 11. 1812; gest. Wien, 20. 3. 1872; röm.-kath. Sohn von Joseph Groll und Anna Groll, Vater des Malers →Andreas Groll; ab 1845 verheiratet mit Josefa Groll, geb. Brenner (geb. 14. 3. 1808; gest. 6. 2. 1883). – G. arbeitete 1835–44 als Hausdiener bei einem Arzt, 1844–53 als Hausknecht und Laborant am polytechnischen Institut in Wien, wo vermutlich die ersten Daguerreotypien entstanden. Bereits 1850 hielt er den Vortrag „Photographie oder Lichtbilder auf Glas“ an der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und gründete 1853 sein erstes Atelier in Wien. Im selben Jahr erschien eine Illustration nach einer Photographie G.s in der „Allgemeinen Bauzeitung“. Ab 1854 lichtete er die Waffen und Rüstungen der Ambraser Sammlung ab und präsentierte Beispiele davon auf der Weltausstellung 1855 in Paris. Im selben Jahr unternahm er seine erste Reise nach Böhmen, ab 1856 folgten im Dienste der Denkmalpflege solche nach Niederösterreich, in die Steiermark und nach Kärnten. 1857 hielt er sich im Banat auf, wo er für die Staats-Eisenbahn-Gesellschaft arbeitete. Weiters photographierte er Motive entlang der Westbahn, 1863 folgten Aufnahmen in Krakau. Seine Arbeiten zeigte er 1864 in der von der Photographischen Gesellschaft veranstalteten Ersten photographischen Ausstellung in Wien, 1865 in der 7. Ausstellung der Société française de photographie in Paris. Seine Themen und Motive waren Lokomotiven und Maschinen, Möbel und Gerätschaften, Skulpturen und Gemälde, Landschaften und Gebäude sowie Porträts. Seine Aufnahmen historischer Objekte wurden in Büchern oder Mappenwerken veröffentlicht. Weiters fertigte er für Wiener Architekten Wiedergaben von Plänen und Skizzen und nahm in der Folge die fertiggestellten Bauwerke auf. 1865 gab er einen „Verlags-Catalog“ heraus, in dem 788 Photographien verzeichnet waren. G. gilt als der bedeutendste österreichische Architekturphotograph des 19. Jahrhunderts und war ein vielseitiger Dokumentarist. Seine Gebäudeaufnahmen zeichnen sich mehrfach durch für jene Jahre nicht alltägliche Perspektiven und Nahsichten von Fassadendetails aus. Er photographierte in Wien sowie auf seinen Reisen durch die Monarchie und verwendete dabei meist großformatige Platten, von denen er Salzpapier- und Albuminabzüge herstellte. Nach seinem Tod führte seine Witwe das Geschäft unter dem Namen Andreas Groll Witwe bis 1874 weiter. G. wurde 1861 Mitglied der Photographischen Gesellschaft in Wien.

Weitere W. (s. auch A. G., 2015): Die vorzüglichsten Rüstungen und Waffen der k.k. Ambraser-Sammlung in Original-Photographien, ed. E. v. Sacken, 2 Bde., 1859–62; Möbel und Geräthschaften des Mittelalters auf Schloss Rosenberg in Böhmen, 1860; Album der Banater Besitzungen, 1862; Kunstwerke und Geräthe des Mittelalters und der Renaissance in der kais. kön. Ambraser Sammlung in Original-Photographien, ed. E. v. Sacken, 1866.
L.: T. Starl, Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945, 2005; A. G. Wiens erster moderner Fotograf, ed. M. Faber, Wien 2015 (Kat., mit tw. W.); T. Starl, Bio-Bibliografie zur Fotografie in Österreich (nur online, Zugriff 3. 10. 2016); Pfarre Erdberg, Pfarre St. Florian, beide Wien.
(T. Starl)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)