Grosschmid, Béni (Benő, Benjamin); 1873–1904 Zsögöd Béni (1851–1938), Jurist

Grosschmid Béni (Benő, Benjamin), 1873–1904 Zsögöd Béni, Jurist. Geb. Sziget, Ungarn (Sighetu Marmației, RO), 6. 11. 1851; gest. Visegrád (H), 7. 9. 1938; röm.-kath. Einer aus Sachsen nach Ungarn eingewanderten Juristenfamilie entstammend. ‒ G. besuchte Gymnasien in seiner Geburtsstadt und in Großwardein und studierte anschließend Jus an der Universität Wien (1868–70) sowie in Pest, wo er 1872 zum Dr. iur. promoviert wurde. Vorerst im Justizministerium sowie bei Gericht und als Advokat tätig, habilitierte er sich 1882 in Budapest in Privatrecht und erhielt noch im selben Jahr eine Professur für Prozessrecht (später für Handelsrecht) in Großwardein. 1885 wechselte er an die Universität Klausenburg, wo er zuerst als ao. und ab 1887 als o. Professor österreichisches Privatrecht lehrte. Von 1890 an hatte G. bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand (1928) den Lehrstuhl für ungarisches Privatrecht in Budapest inne; 1897/98 und 1913/14 Dekan der juridischen Fakultät, 1917/18 Rektor. Neben Gusztáv Szászy-Schwarz war G. der bedeutendste ungarische Privatrechtswissenschaftler der Jahrhundertwende. Als einer der Hauptinitiatoren der privatrechtlichen Kodifikationsbemühungen seiner Zeit erarbeitete er einen später angenommenen Entwurf zum ungarischen Ehegesetz (1894). Für die Erstfassung des ungarischen bürgerlichen Gesetzbuchs (1900) wirkte er am familienrechtlichen Teil mit. Neben dem Familienrecht galt sein besonderes Interesse der Rechtsquellenlehre sowie dem Eigentums- und Erbrecht. In diesen Bereichen war er ein einflussreicher Verfechter der Tradition und der Wiederbelebung des gewohnheitsrechtlich verankerten feudalen ungarischen Privatrechts. In seinen berühmten „Fejezetek kötelmi jogunk köréből“ (2 Bde., 1897–99, 2. Aufl. in 3 Bde. 1932–33) trat er jedoch als Vordenker eines ungarischen kapitalistischen Schuldrechts hervor. Mit seiner genauen Sprache und den darin geäußerten Anschauungen trug dieses Werk grundlegend zur Angleichung der ungarischen Rechtswissenschaft an moderne Standards bei. Der Widerspruch zwischen G.s patriotischem, konservativem Rechtsbewusstsein und seinem deutschrechtlich-bürgerlichen Instrumentarium zieht sich durch seine gesamte wissenschaftliche Tätigkeit. Er prägte zahlreiche namhafte Schüler, die seine Ideen weiterentwickelten und deren Einfluss es ermöglichte, dass das ungarische Privatrecht auch nach dem 2. Weltkrieg seinen bürgerlichen Charakter bewahrte. 1899 wurde G. zum königlichen Rat und 1901 zum korrespondierenden Mitglied der Magyar Tudományos Akadémia ernannt.

Weitere W. (s. auch Szinnyei): Öröklött s szerzett vagyon, 1879; Csődtörvény, 1881; Törvénytervezet a törvényes örökösödésről, 1886; Magyar magánjogi jegyzetek, 3 Bde., 1890–93; Magánjogi tanulmányok, 2 Bde., 1901; Magánjogi előadások. Jogszabálytan, 2 Bde., 1905; A házasságjogi törvény, 2 Bde., 1908–09.
L.: M. Életr. Lex.; Szinnyei (mit W.); K. Szladits, in: Jogtudományi Közlöny, 1931, Nr. 26, S. 221ff.; F. Eckhart, A jog- és államtudományi kar története 1667–1933…, 1936, s. Reg.; K. Szladits, in: Magyar Jogászegyleti Értekezések, 1936, Nr. 1–2, S. 5ff.; A. Almási, ebd., 1937, Nr. 17, S. 1ff.; I. Szentmiklósi, ebd., 1940, Nr. 32, S. 296ff.; K. Szladits, in: Jogászegyleti Szemle, 1948, Nr. 1–2, S. 1ff.; L. Asztalos, in: A jogászképzés a magyar felsőoktatás rendszerében, ed. K. Kovács, 1984, S. 73ff.; E. Weiss, in: Magyar jogtudósok 3, ed. G. Hamza, 2006, S. 101ff.; UA, Wien.
(B. Szabó)  
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 6, 1957), S. 78
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