Gülcher, (Johann) Theodor (1789–1857), Industrieller

Gülcher (Johann) Theodor, Industrieller. Geb. Eupen, Österreichische Niederlande (B), 16. 4. 1789; gest. Wien, 15. 11. 1857 (begraben: Nebojsa, SK); evang. HB. Sohn des Pastors Johann Jakob Gülcher und seiner Frau Anna Margaretha Gülcher, geb. Hanssen, Vater von →Jakob Theodor Gülcher sowie der Firmengesellschafterinnen Maria Barbara Offermann, geb. Gülcher (geb. Wien, 30. 7. 1822; gest. Brünn, Mähren / Brno, CZ, 6. 9. 1879) und Elise Emilie von Kalik, geb. Gülcher (geb. Wien, 23. 4. 1833; gest. Ischl / Bad Ischl, Oberösterreich, 21. 6. 1861); verheiratet mit Antonia Maria Magdalena Gülcher, geb. Bonmassar. – G. stammte aus einer Eupener Fabrikantenfamilie und war ab 1821 Handlungsgesellschafter der dort ansässigen Firma Sternickel & Gülcher. 1832 gründete er in Inzersdorf bei Wien die k. k. priv. Tuch- und Schafwollgarn-Fabrik auch k. k. priv. Schaf- und Baumwollspinnerei zu Neusteinhof Theodor Gülcher (später Landesbefugte Kamm- und Streichgarnspinnerei und Fabrik orientalischer Kappen Theodor Gülcher). Vermutlich bereits seit seiner Gründung stellte der im Schloss Neusteinhof untergebrachte Betrieb Feze her und entwickelte sich bald zu einem der führenden Unternehmen dieses Industriezweigs. Später eröffnete G. eine weitere Fabrik im niederösterreichischen Unterwaltersdorf, in der hauptsächlich Kammgarne gesponnen wurden. Zu G.s Besitz zählte außerdem die Tuchfabrik Sterni(c)kel und Gülcher im galizischen Biala. Aufgrund der hervorragenden Qualität seiner Kammgarne errang G., der die Collierschen Kammmaschinen in Wien einführte, bei der österreichischen Gewerbeausstellung 1845 eine Silbermedaille. Nach seinem Tod wurde die Fabrik in Neusteinhof und später auch jene in Unterwaltersdorf von seinem Sohn Jakob Theodor Gülcher übernommen.

L.: Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe-Ausstellung in Wien 1845, 1846, S. 417; M. Purkhart, Die österreichische Fezindustrie, phil. Diss. Wien, 2006, S. 64ff., 271f.; Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2018); Reformierte Stadtkirche, Wien.
(Ch. Kanzler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)