Gurlitt, Ludwig (1855-1931), Lehrer

Gurlitt Ludwig, Pädagoge. * Wien, 31. 5. 1855; † Freudenstadt (Württemberg), 12. 7. 1931. Stud. in Göttingen und Berlin und wirkte als Gymn.-Lehrer in Hamburg und Berlin, zuletzt bis 1907 am Gymn. Berlin-Steglitz. G. kam zu seinem pädagog. Denken einerseits von der Persönlichkeitspädagogik und der Kunsterzieherbewegung, anderseits von dem Vorbild des engl. Schulwesens. Grundzüge dieses Denkens sind Individualismus und Naturalismus und von da aus eine scharfe Kritik des Schulwesens seiner Zeit, vor allem an den dt. höheren Schulen. Von seinem naturalist. Standpunkt aus war er ein Vertreter der Pädagogik des Wachsenlassens und verzichtete daher auf die Aufstellung eines allg. gültigen Erziehungszieles. Die Kritik G.s enthält manches Beachtenswerte (gegen starke Autorität, für natürliche körperliche Erziehung, Landschulheime, Handfertigkeitsunterricht), versagt aber zumeist, wo sie positive Vorschläge geben müßte. Bemerkenswert ist, daß gerade aus seiner Schule die Jugendbewegung des „Wandervogels“ hervorgegangen ist.

W.: Der Dt. und sein Vaterland, 1902, 8. Aufl. 1909; Der Dt. und seine Schule, 1905, 8. Aufl. 1912; Pflege und Entwicklung der Persönlichkeit, 1905; Erziehung zur Mannhaftigkeit, 1906, 7. Aufl. 1923; Schule und Gegenwartskunst, 1907; Schülerselbstmorde, 1908; Pflege des Heimatsinnes, 1909; Die Erziehungslehre, 1909, 2. Aufl. 1925; Selbstdarstellung, in: E. Hahn, Die Pädagogik der Gegenwart in Selbstdarstellungen II, 1927.
L.: N.Fr.Pr. vom 13. 7. 1931; W. Münch, Zukunftspädagogik, 3. Aufl. 1913; K. Kesseler, Pädagog. Charakterköpfe, s. Aufl. 1929; A. Messer, Pädagogik der Gegenwart, 2. Aufl. 1931, S. 135; Lex. der Pädagogik (Herder), Bd. 2, 1953, S. 554f.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 109
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