Gussenbauer, Karl (1842-1903), Chirurg und Alpinist

Gussenbauer Karl, Chirurg. * Obervellach (Kärnten), 30. 10. 1842; † Wien, 19. 6. 1903. Absolv. seine med. Stud. an der Univ. Wien, 1867 Dr.med., und trat 1869 als Operationszögling in die Wr. II. Chirurg. Universitätsklinik Billroths (s. d.) ein. 1872 wurde er Ass. und damit begann der rasche Aufstieg G.s. 1875 wurde er nach Lüttich, nach weiteren 3 Jahren an die chirurg. Universitätsklinik nach Prag berufen und übernahm im Oktober 1894 die II. chirurg. Universitätsklinik in Wien als Nachfolger seines Lehrers Billroth. Durch 9 Jahre hindurch gab G. dieser berühmten Klinik das Gepräge. G.s wiss. Arbeiten befaßten sich mit den damals aktuellsten Problemen der Chirurgie, der allgemeinen und lokalen Infektion, den Methoden der Magen- und Darmresektionen, deren operative Technik durch ihn in zahlreichen Experimenten ausgearbeitet worden war. Die Operation von Cysten der Bauchspeicheldrüse, eine Reihe von Instrumenten und Behelfen, wie das erste Modell eines künstlichen Kehlkopfes, trägt seinen Namen. Seine reichen Erfahrungen auf dem Gebiet der operativen Chirurgie sind in zahlreichen Arbeiten niedergelegt. 1886 wurde G. zum Rektor der Prager, 1902 zum Rektor der Wr. Univ. gewählt. 1894 leitete er als erster Ausländer den Kongreß der Dt. Ges. für Chirurgie in Berlin. Ein hervorragender Vertreter des Führeralpinismus, als Erschließer in den Hohen Tauern, in der Schober- und in der Reichenspitzgruppe tätig. Eine harte und schwere Jugendzeit hat den Charakter dieses seltenen Mannes geformt. Tiefer Ernst, knappe, aber präzise Ausdrucksweise im Vortrag, eiserne Ruhe selbst bei kritischesten Situationen im Operationssaal waren die markantesten Züge seines Wesens.

W.: Über die Heilung der primam intuitionem, 1871; Die partielle Magenresektion, 1876; zur operativen Behandlung der Pancreascysten, 1883; Histogenese des Krebses, 1902; etc. Seit 1880 Mithrsg. der Z. für Heilkunde, Prag.
L.: N.Fr.Pr. vom 19. und 20. 6. 1903; Wr.Ztg. vom 19., 20., 21. und 22. 6. 1903; R.P. vom 23. 6. 1903; Med. Bll, 1903, S. 445; Carinthia I, 93, 1903, S. 184 ff.; Feierl.Inauguration, 1903/04; Zentralbl.für Chirurgie, 1903, 1942; Hirsch; WMW 1903, 1933, S. 687, 1953, S. 509; Med. Deutschland 3; Wr. klin. Ws. 1903, S. 757, 903, 930; Dt. Z. für Chirurgie, 1903. n. 69; Prager med. Ws., 1903, n. 29; Berliner klin. Ws., 1903; H. Killian-G. Krämer, Meister der Chirurgie, 1951; EOA.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 110
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