Götz, Edmund (Joseph) (1792–1862), Politiker, Schulmann und Geistlicher

Götz Edmund (Joseph) OSB, Politiker, Schulmann und Geistlicher. Geb. Sternberg, Mähren (Šternberk, CZ), 18. 3. 1792; gest. Wien, 28. 4. 1862; röm.-kath. Sohn des bürgerlichen Webermeisters Joseph Götz und seiner Frau Anna Götz, geb. Schinzl. – G. besuchte das Gymnasium in Olmütz, dann die philosophischen Jahrgänge ebendort sowie in Wien und trat 1811 in das Wiener Schottenstift ein (erster Ordensname Leopold, 1814 kurzzeitiger Übertritt in das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg, 1815 Rückkehr mit neuem Ordensnamen Edmund). An der Universität Wien studierte er 1812–16 Theologie, danach folgten weitere philosophische Studien. Nach Profess und Priesterweihe 1816 war er zunächst supplierender Professor am Schottengymnasium, 1818–30 unterrichtete er dort als Professor die Grammatikalklassen. Für den Schulgebrauch veröffentlichte er „Übungen zum Übersetzen aus dem Deutschen ins Lateinische nach F. W. Döringʼs Anleitung“ (2 Bde., 1824–25) sowie ein „Vocabularium Graeco-Latinum cum duplici appendice brevis grammaticae Graecae“ (1826, 2. Aufl. 1838). 1826 wurde er Subprior des Klosters, ab 1830 bis zu seinem Tod bekleidete er das Amt des Priors unter den Äbten →Andreas Wenzel, →Sigismund Schultes und →Othmar Helferstorfer. 1845 wurde er zum erzbischöflichen Konsistorialrat und Schuldistriktsaufseher ernannt, ab 1847 war er außerdem Pfarrer der Stiftspfarre. Im Revolutionsjahr 1848 wählte man G. in den provisorischen Wiener Gemeindeausschuss (als einzigen Geistlichen) und in der Folge in den neu gebildeten Wiener Gemeinderat, dem er als aktives Mitglied der Schul- und der Armensektion sowie mehrerer Deputationen (u. a. 1848 nach Frankfurt am Main zum Reichsverweser Erzherzog →Johann und nach Olmütz zum neuen Kaiser →Franz Joseph I.) bis 1861 angehörte. G. betrieb auch historische bzw. numismatische Forschungen, konkrete Arbeiten scheinen sich jedoch nicht erhalten zu haben bzw. wurden offenbar anonym publiziert und konnten daher bislang nur in Ansätzen identifiziert werden. Ausdruck dieser Tätigkeit sind aber seine (Ehren-)Mitgliedschaften im Ateneo Veneto in Venedig, in der Accademia di scienze, lettere ed arti in Padua, der Accademia dei Concordi in Rovigo, der Accademia Olimpica in Vicenza (alle 1845), der Accademia dei Quiriti in Rom (1861) sowie weiterer gelehrter Gesellschaften Italiens. 1850 erhielt G. das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens sowie das Bürgerrecht der Stadt Wien.

Weitere W.: s. Scriptores OSB.
L.: Die Neue Zeit. Olmüzer Zeitung, 2. 5. 1862; Scriptores OSB (mit W.); Oesterreichisches Pädagogisches Wochenblatt zur Beförderung des Erziehungs- und Volksschulwesens 21, 1862, S. 302f.; A. Hübl, Geschichte des Unterrichtes im Stifte Schotten in Wien, 1907, S. 140; R. Till, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 13, 1957/58, S. 203ff.; W. Sauer, ebd. 32/33, 1976/77, S. 101ff.; Schottenstift, Wien; Pfarre Šternberk, CZ.
(M. A. Trofaier)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)