Haberlandt, Michael (1860-1940), Indologe, Ethnograph und Volkskundler

Haberlandt Michael, Indologe, Völkerkundler und Volkskundler. * Ung.-Altenburg (Mosonmagyaróvár, Ungarn), 29. 9. 1860; † Wien, 14. 6. 1940. Sohn des Agrarwiss. Friedrich H. (s.d.); stud. an der Univ. Wien Indol. (Sanskrit), 1882 Dr.phil. Kustos an der anthropolog.-ethnograph. Abt. des Naturhist. Hofmus., 1892 habilit. er sich als erster Doz. für das neugeschaffene Fach der Völkerkunde an der Univ. Wien, 1910 tit. ao. Prof. H. begründete zusammen mit W. Hein 1894 den „Ver. für Österr. Volkskunde“ und 1895 die „Z. für Österr. Volkskunde“, deren Leitung er durch 40 Jahre innehatte. 1895 gründete H. auch das Mus. für Österr. Volkskunde, das 1917 im Palais Schönborn in Wien seine definitive Aufstellung fand. Mit seinen Smlgn., die Objekte aus fast ganz Mitteleuropa enthalten, ist es eines der reichhaltigsten Volkskundemuseen unseres Kontinents. 1911–23 wirkte H. als staatlich besoldeter Dir. des Volkskundemus. Korr. Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien. H.s wiss. Laufbahn umfaßte drei Fächer. Er begann als Indologe und vergleichender Sprachwissenschafter und veröffentlichte neben einigen mehrfach aufgelegten und übersetzten einführenden Werken auf diesem Gebiet auch große Übersetzungen aus dem Sanskrit, in denen seine künstlerische Begabung zum Ausdruck kam. Die Tätigkeit am Hofmus. führte ihn zur Völkerkunde. Dann aber wandte er sich seinem eigentlichen Arbeitsfelde, der österr. und vergleichenden Volkskunde, zu. An der Ausgestaltung dieser Wiss. war er maßgeblich beteiligt, wobei ihn der Vielvölkerstaat des alten Österr. sogleich auf die vergleichende Arbeitsmethode führte. Der Aufbau des Volkskundemus. geschah durch Jahrzehnte fast allein durch H. unter größten Schwierigkeiten, fast nur mit privaten Mitteln. H. war auch schöngeistig und musikalisch stärkstens interessiert. Er veröffentlichte ästhet. und. literar. Arbeiten und verhalf der Kunst Hugo Wolfs, mit dem er befreundet war, als dessen persönlicher und künstlerischer Sachwalter u.a. durch die Gründung des Hugo-Wolf-Ver. (1897–1905) zum Durchbruch.

W.: Ind. Legenden, 1885; Der altind. Geist, 1887; Völkerkunde, 1898; Vasantasema (Das irdene Wägelchen), 1893; Die Hauptliteraturen des Orients, 1902; Daçakumâračaritam, 1903, 2. Aufl. 1923; Österr. Volkskunst, 2 Bde., 1910–14; Werke der Volkskunst, 3 Bde., 1912–17; Einführung in die Volkskde., 1924; Die Völker Europas, in: Buschans Ill. Völkerkde., Bd. III, 1926; Österr., sein Land und Volk und seine Kultur, 1927, 2. Aufl. 1929; Kultur im Alltag (gesammelte Aufsätze), 1900; Die Welt als Schönheit, Versuch einer biolog. Ästhetik, 1904; Erinnerungen an Hugo Wolf, 1904, 2. Aufl. 1911; etc.
L.: Forschungen und Fortschritte, Jg. 16, 1940, S. 311f.; Revista Lares XVIII, 1940; Almanach Wien, 1941; Gedenkh. der Wr. Z. für Volkskde., Jg. 45, 1940.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 125
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