Hacquet de la Motte Belsazar, Mediziner, Naturwissenschafter, Bergbaufachmann und Alpinist. * Leconquet (Bretagne), 1739 oder 1740; † Wien, 10. 1. 1815. Unbekannter adeliger Herkunft. Stud. im Jesuitenkolleg zu Pont-à-Mousson, dann an der Univ. Paris, machte Reisen nach Spanien und England. Im Siebenjährigen Krieg kämpfte er als Freiwilliger mit, geriet in engl. Gefangenschaft und wurde Chirurg. Nachher kam er wiederholt in französ., preuß. und österr. Gefangenschaft, in der er als Feldchirurg bis zum Ende des Krieges (1763) tätig war. Nach einer Orientreise kehrte er 1764 nach Wien zurück und ergänzte hier seine med.-naturwiss. Bildung. 1766 wurde er Bergwerksarzt im Quecksilberbergwerk zu Idria (Krain) und 1773 Prof. für Anatomie, Physiol., Chirurgie und Geburtshilfe in Laibach. 1787 ging er als Prof. für Naturgeschichte an die Univ. Lemberg und 1805 als Prof. für Chemie und Botanik nach Krakau, wo er 1807 Dekan der med. Fak. wurde. 1810 übersiedelte er nach Wien. Zwischen 1767 und 1787 widmete er sich im alpindinar. Grenzraum der Erforschung der Länder und ihrer Bewohner. Auf Reisen lernte er große Teile der Ostalpen und ihre botan., meteorolog., geolog, und montanist. Verhältnisse kennen und besuchte viele Bergwerke. Er erstieg zahlreiche Berge (Triglav, 8. 8. 1778), besuchte die Pasterze und regte wahrscheinlich die Salmschen Glocknerexpeditionen an. In seiner „Anleitung zum Bergsteigen“, Anhang zum IV. Teil von „Neueste Reisen durch... die Nördlichen Karpathen“, 1796, gab er Anweisungen für den Seilgebrauch in Fels und Eis und für die Anwendung von Kletterschuhen. Er besuchte auch die Vulkangebiete Italiens, durchquerte Istrien, Illyrien, Kroatien, Ungarn, das westliche Bayern und die Schweiz, Nordböhmen und Brandenburg. In Galizien erforschte er die Karpaten, bereiste Polen, die Moldau, West- und Südrußland und besuchte Norddeutschland, Dänemark und Schweden. Nur seine „Oryctographia Carniolica“ war eine Länderkunde; doch waren seine anderen, höchst lebendig geschriebenen und mit Handzeichnungen illustrierten Reisebeschreibungen sehr wertvoll für die naturwiss. Forschungen. Sie waren mit Charakteristiken der Bevölkerung und der staatlichen Verhältnisse derart geschickt verknüpft, daß er sie als „polit.“ Reisen bezeichnen konnte. Seine litholog. Arbeiten wurden bahnbrechend für die Geol. der Ostalpen; seine Bergfahrten machten ihn zu einem Vorkämpfer der Alpinistik und seine Reisen in den alpindinar. und karpat. Ländern bahnten die Anfänge einer Volks- und Völkerkunde in Österr. an. Mitgl. zahlreicher gelehrter Ges.