Hafferl Josef Heinrich, Bankier und Großkaufmann. * Linz, 9. 7. 1823; † Lambach (O.Ö.), 15. 6. 1896. H. stammte aus einer Linzer Kaufmannsfamilie und stud. nach zweijähriger prakt. Ausbildung in einem Linzer Geschäft, 1841/42 am k. k. Polytechn. Inst. in Wien Handlungswiss. 1842–44 Volontär im Frankfurter Handelshaus Haefner& Drouot. Später widmete er sich der aus dem großväterlichen Textilhandlungsgeschäft erwachsenen Speditionsfa. Anton Carl H., aus der 1870 die Industrie und Commerzialbank – kurz Commerzbank genannt – entstand. Daneben erscheint seit den sechziger Jahren die „Tuch- und Schnittwarenhandlung Josef H.“. Seit 1855 war H. Mitgl. der Handelssektion der Linzer Kammer und wurde auch Mitgl. des handelsrechtlichen Komitees; als solches trat er für eine Neuregelung der Konkursordnung sowie für Reform des Zivilverfahrens in Strafsachen ein und kämpfte für Recht und Sauberkeit in der Wirtschaft. 1861–73 gehörte er der Linzer Gemeindevertretung an, wo er sich unermüdlich für den Ausbau der kommunalen Einrichtungen einsetzte. Er gilt als Gründer der Linzer freiwilligen Feuerwehr und machte sich auch um die Einführung der Linzer Volksfeste sowie um die Errichtung der neuen Donaubrücke 1870–72 verdient. 1866–70 Landtagsabg. 1869–71 Vizepräs., 1871–73 Präs. der Linzer Handelskammer. Der Finanzkrise von 1873 fiel auch die Commerzbank zum Opfer, worauf H. alle öffentlichen und Ehrenämter niederlegte und das zuständige Gericht veranlaßte, ihn in Haft zu nehmen, obwohl er nach dem herrschenden Gesetz nicht persönlich haftbar war. H., der dann bis zu seinem Tode in völliger Zurückgezogenheit lebte, galt als die markanteste Persönlichkeit des Handels in O. Ö. in den letzten Jahrzehnten des 19. Jh.