Haffner August Otto Wilhelm, Semitologe. * Witten (Westfalen), 16. 5. 1869; † Solbad Hall i. T., 1. 6. 1941. Stud. zunächst bis 1888 Theol., dann oriental. Philol. an den Univ. Innsbruck und Wien (1889–91) bei G. Bickell, J. v. Karabaček, J. Krall, D. H. Müller und L. Reinisch, 1892 Dr.phil. 1892 bezog H. für kurze Zeit die Univ. München, stud. dann im Wintersemester 1893/94 wieder in Wien, wo er sich 1896 mit der Arbeit „Die Homilie des hl. Ephräm von Syrien über das Pilgerleben“ für semit. Sprachen habilit. Im Oktober 1897 trat H. eine Orientreise an, die ihn nach Ägypten, Palästina und Syrien führte. In Beirut knüpfte er engere Beziehungen zu den Arabisten der Univ. St. Joseph an und kehrte Mitte Juli 1899 nach zweimonatigem Aufenthalt in Konstantinopel, der hauptsächlich Handschriftenforschungen gewidmet war, nach Wien zurück. 1906 ao. Prof., 1917 o. Prof. an der Univ. Innsbruck, 1921–23 Dekan, 1931/32 Rektor. H. war ein ausgezeichneter Philologe mit starkem krit. Empfinden und der ausgesprochenen Gabe, die inneren Zusammenhänge einer bestimmten Textgruppe aufzuhellen. Am stärksten zog ihn die arab. Lexikographie an, daneben aber auch theolog.-literar. Themen. Seine Lebensarbeit galt dem Ṭenta Hâymânôt (Anfang des Glaubens), einer äthiop. Überarbeitung des Hexaemerons des hl. Epiphanius von Cypern, für das er die äthiop. und arab. Handschriften gesammelt und die krit. Ausgabe fast abgeschlossen hatte. Es ist tragisch, daß dieses Lebenswerk, dem er unendliche Mühe widmete, seit seinem Tode verschollen ist. Sein Aufsatz „Die Chöre der Engel im Ṭenta Hâymânôt“ (Wr. Z. zur Kunde des Morgenlandes 37, 1930, S. 105–20) ist ein Beispiel für die krit. Akribie, mit der H. seine Aufgabe meisterte.