Halter, Rudolf (1860–1938), Hydrotechniker

Halter Rudolf, Hydrotechniker. Geb. Wien, 11. 9. 1860; gest. ebd., 27. 9. 1938; röm.-kath. Vater von Dr. med. Gustav Halter; ab 1890 mit Therese Halter, geb. Lenz, verheiratet. – Nach dem Besuch der Oberrealschule studierte H. 1879/80–83/84 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule in Wien, wo er 1885 mit der II. Staatsprüfung abschloss. Danach ging er zunächst als Experte für die Trassierung von Eisenbahnlinien in die Privatwirtschaft. 1887 trat er in den Baudienst des Landes Niederösterreich ein und widmete sich dort v. a. praktischen Aufgaben des Wasserbaus. 1896 wechselte H. als Ingenieur in das Innenministerium, wo er zunächst mit der Regulierung der March befasst war und ab 1897 als Abteilungsvorstand der niederösterreichischen Donauregulierungskommission wirkte. So war er während des großen Donauhochwassers 1897 für die Sicherung der Hubertusdammstrecke Bisamberg–Floridsdorf verantwortlich, die er vor dem Dammbruch bewahren konnte. Außerdem war er mit der Projektierung des Schutz- und Winterhafens in der Freudenau und dem Bau des Kuchelauer Hafens befasst. 1909 wurde H. zum o. ö. Professor des Wasserbaus an die Technische Hochschule in Wien berufen und zugleich zum Oberbaurat ernannt. Neben seiner Lehrtätigkeit nahm er auch eine Reihe von akademischen Funktionen wahr. So amtierte er 1912–16 als Dekan der Bauingenieurschule und 1923/24 als Rektor der Technischen Hochschule Wien. 1930–33 war er Beiratsmitglied des Technischen Versuchsamts. 1929 trat er aus Krankheitsgründen vorzeitig in den Ruhestand. H. hat sich bedeutende Verdienste um den Fluss- und Hafenbau sowie den Hochwasserschutz erworben. Insbesondere nach dem 1. Weltkrieg engagierte er sich außerdem sehr für die Volksbildung im technischen Bereich. Ab 1918 war er der Verbindungsmann der Technischen Hochschule in Wien zur wieder entstehenden Volksbildungsbewegung. An seiner eigenen Hochschule war er nicht nur maßgeblich an der Wiederaufnahme der „volkstümlichen technischen Hochschulkurse“ beteiligt, sondern initiierte 1919 auch die Gründung einer Freien Vereinigung für technische Volksbildung als Trägerorganisation, deren Präsident er 1921–32 war; 1921–24 war er zudem Vizepräsident der Wiener Urania. H. erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter 1897 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone, 1902 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1921 den Hofratstitel, 1925 die Wilhelm-Exner-Medaille und 1930 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

W.: Der Schutz- und Winterhafen in der Freudenau, in: Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 12, 1906, H. 19; Die Aufgaben des Wasserbaues und ihr wirtschaftlicher Zusammenhang, (1911); Großwasserkraftanlagen und Geschiebeführung, in: ZÖIAV 65, 1913, H. 19; Wien und die Donau. Denkschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1917; Die Ausnutzung der Wasserkräfte mit besonderer Berücksichtigung Österreichs, 1922; Leitlinien für die Lösung der Donaufragen, in: Die Wasserwirtschaft 20, 1927, H. 11; Die internationalen Hochwasserschutzbestrebungen und die Wiener Donaufragen, ebd. 22, 1929, H. 1–3; Die technischen Grundlagen der Donauschiffahrt, 1931.
L.: Czeike; Inauguration TH Wien 1937/38, 1938, S. 105ff.; Jb. der Wr. Ges.; J. Mikoletzky, in: Die Technik und die Musen. Kunst und Kultur im Umfeld der Technischen Universität Wien, ed. J. Mikoletzky, 2016, S. 91ff. (mit Bild); Website der Wilhelm-Exner-Medaillen-Stiftung (Zugriff 4. 1. 2018); TU, WStLA, beide Wien.
(J. Mikoletzky)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 162f.
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