Handel, Erasmus Frh. von (1860-1928), Verwaltungsjurist

Handel Erasmus Frh. von, Verwaltungsjurist. * Schloß Mirskofen b. Landshut (Bayern), 2. 6. 1860; † Salzburg, 6. 6. 1928. Sohn des Statthaltereirates und Reichstagsabg. Sigismund Frh. v. H. (* Wien, 29. 3. 1812; † Linz, 3. 6. 1887), Neffe des Folgenden. Absolv. die Theres. Ritterakad. in Wien, trat 1882 bei den polit. Behörden des Küstenlandes in den Verwaltungsdienst, wo man wegen seiner großen Begabung und außergewöhnlichen Leistungsfähigkeit bald auf ihn aufmerksam wurde. Seit 1887 im Innenmin. (Präsidialbüro) mit der Leitung des Departements für die Angelegenheiten der Reichsrats- und Landtagswahlen betraut, wurde er bald als einer der tüchtigsten und verwendbarsten Referenten bezeichnet und deshalb im März 1902 an die Spitze der polit. Verwaltung in Dalmatien gestellt, eine Position, die eines nach jeder Richtung hin geschulten, mit umfassenden theoret.-prakt. Kenntnissen ausgestatteten Beamten bedurfte. Seine Bemühungen um wirtschaftliche und kulturelle Förderung des Landes wurden durch eine Hetze radikaler Elemente, die zu einem Konflikt im dalmatin. Landtag und dessen vorübergehender Schließung führte, schwer beeinträchtigt. 1905 Statthalter von O.Ö., wo er mit der Bevölkerung in engem Kontakt stand, um ihren Bedürfnissen dienen zu können. Während des Ersten Weltkrieges richtete er sein besonderes Augenmerk auf die wirtschaftliche Versorgung der Zivilbevölkerung. H. bemühte sich um Zusammenarbeit mit der autonomen Landesverwaltung; 1905–07 arbeitete er erfolgreich an den Verhandlungen des oberösterr. Landtages über die Reform der Landesordnung und Landtagswahlordnung mit und war auch anläßlich der Reform der Schulgesetze im entsprechenden Ausschuß tätig. H.s Initiative sind zahlreiche Flußregulierungen während seiner Statthalterschaft zu danken. Als Fachmann auf dem Gebiet der Verfassungsgesetzgebung bekannt, wurde er zwecks größerer Vereinheitlichung der Länderverwaltung mit der Ausarbeitung der Abänderung der entsprechenden verfassungsmäßigen Bestimmungen betraut und erneut in das Innenmin. berufen, welches er während der Erkrankung des Prinzen Hohenlohe leitete. Dezember 1916-Juli 1917 Innenmin.im Kabinett Clam-Martinic, wirkte er dann wieder als Statthalter von O.Ö. Nach dem Zerfall der Monarchie noch einige Zeit als Vertreter der christlichsozialen Partei in der prov. Landesversammlung als Vorsitzender des Wirtschaftsrates tätig, zog sich H. bald nachher ins Privatleben zurück und übte zuletzt nur noch das Amt eines Präs. der Bundesländerversicherung aus. 1902 Geh. Rat, 1917 lebenslängl. Mitgl. des Herrenhauses.

L.: R.P. vom 29. 8. und 22. 12. 1916; Salzburger Chronik und A.Pr. vom 8. 6., Wr.Ztg., Linzer Volksbl. und K.P. vom 9. 6., N.Fr.Pr. vom 12. 6. 1928; Czedik; Der k. österr. Franz Joseph Orden und seine Mitglieder, hrsg. von L. Hirsch, redigiert von F.Schnürer-G. Turba, 1912, S. 16; Krackowizer; Schicksalsjahre Österr. 1908–19. Das polit. Tagebuch J. Redlichs, hrsg. von F. Fellner, 1954, s. Reg.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 7, 1958), S. 174f.
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