Hartmann, Moritz (1821-1872), Schriftsteller und JournalistHartmann Moritz Dichter und Journalist. * Duschnik b. Příbram (Daleké Dušníky, Böhmen), 15. 10. 1821; † Wien, 13. 5. 1872. Sohn jüd. Eltern; stud. an der Univ. Prag, mußte nach Veröffentlichung seiner ersten Gedichtsmlg., die durch ihre revolutionäre Gesinnung Anstoß erregte, Österr. verlassen und ging nach Paris. 1848 kehrte er zurück und wurde vom Wahlkreis Leitmeritz in das Frankfurter Parlament gewählt, wo er sich der äußersten Linken anschloß. Er nahm tätigen Anteil an der Wr. Revolution und am Bad. Aufstand und flüchtete schließlich wieder nach Paris. Hier wurde er Korrespondent der „Köln. Zeitung“, für die er weite Reisen unternahm. 1862 wurde ihm in Stuttgart die Leitung der Wochenausgabe der „Allg. Zeitung“ übertragen. Seit 1868 lebte er in Wien als Feuilletonredakteur der „Neuen Freien Presse“. Bedeutender polit. Lyriker und Publizist.
W.: Kelch und Schwert (Gedichte), 1844; Neuere Gedichte, 1847; Reimchronik des Pfaffen Mauritius (Satire auf das Frankfurter Parlament), 1849; Erzählungen eines Unsteten, 1858; Die Zeitlosen (Gedichte), 1858; Erzählungen meiner Freunde, 1860; Bilder und Büsten, 1860; Von Frühling zu Frühling (Novellen), 1863; Nach der Natur (Novellen), 1866; Gesammelte Werke, 1873/74; Gedichte (Auswahl), 1875; Ausgewählte Werke, hrsg. von O. Rommel, 1910 ff.; Briefe aus dem Vormärz, hrsg. von O. Wittner, 1910; Briefe, hrsg. von R. Wolkan, 1921; etc.
L.: Presse vom 3. 1. 1904; O. Wittner, M. H.s Jugend, 1903; ders., M. H., in: Österr. Porträts und Charaktere, 1906; ders., M. H.s Leben und Werke, 1907; Brümmer; Cassell; Giebisch–Pichler–Vancsa; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.; Wurzbach; ADB; Enc. Jud.; Jüd. Lex.; Otto 10.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 196f.