Hasslwanter, Johann (1805-1869), Jurist und Politiker

Hasslwanter Johann, Jurist und Politiker. * Innsbruck, 5. 5. 1805; † Innsbruck, 15. 6. 1869. Sohn eines vom Silzerberg stammenden erzh. Leibkutschers und späteren Regenschirmmachers. Stud. an der Univ. Innsbruck Jus, 1829 Dr.jur., erhielt, nachdem er beim Stadt- und Landrecht und beim Fiskalamt in Innsbruck praktiziert hatte, 1832 eine Advokaturstelle in Lienz und 1837 in Innsbruck, supplierte mehrmals Lehrkanzeln an der dortigen jurid. Fak. und gehörte 1848 der Landesschutzdeputation an. Von den Wahlmännern des Unterpustertales in die dt. Nationalversammlung im Mai nach Frankfurt a. M. entsandt, verließ er diese im Juni 1848 nach seiner Wahl zum Abg. des Wr. Reichstages, in dessen Grundentlastungs-entschädigungsausschuß er als Referent für Tirol und Vorarlberg tätig war. In den folgenden Jahren führte er im Auftrag des Min. als Präs. der Grundentlastungs-Landeskomm. in Tirol und Vorarlberg die schwierige Grundentlastung und -Entschädigung durch. Schon 1849 wegen seiner „gründlichen Kenntnisse der tirol. Rechtszustände“ zum Hofrat und Generalprokurator in Innsbruck ernannt, erfolgte nach Auflassung dieser Stelle am 13. 12. 1853 seine Ernennung zum Oberstaatsanwalt beim Oberlandesgericht in Innsbruck. In dem am 6. 4. 1861 eröffneten Tiroler Landtag war er einer der Hauptführer der kath. Partei im Kampf um die Glaubenseinheit des Landes. 1864 wurde er von den Städten Deutschtirols und den Handelskammern von Innsbruck und Bozen in den Reichsrat entsandt. Seit 3. 5. 1861 Stellvertreter des Landeshptm. im Landesausschuß, 15. 2. 1867 Landeshptm. von Tirol. Als solcher machte er sich u. a. um das Tiroler Schützen- und Landesverteidigungswesen verdient. Es wurden ihm große Gesetzeskenntnis, jurid. Scharfblick, unbestechlicher Rechtssinn, hervorragende Geschäftsgewandtheit, unermüdliche Arbeitskraft, Uneigennützigkeit, wohltätige und soziale Gesinnung — er gründete 1851 einen Ver. zur Besserung entlassener Sträflinge — und bei aller Festigkeit seiner kath. Überzeugung eine vornehme und maßvolle Haltung im polit. Kampf nachgerühmt.

W.: Ansprache an seine Landsleute über das (von ihm beantragte Landes-) Gesetz vom 14. 8. 1849, die Grundentlastung in Tirol und Vorarlberg betreffend, 8 He., 1849; Das öffentliche mündliche Verfahren vor Geschworenengerichten im Zivilprozesse nach der Tiroler Landesordnung, in: Tiroler Bote, 1861, S. 269 ff.; zahlreiche legislative Arbeiten, u.a. Statuten der neuen Tiroler Landes- Brandversicherung und der tirol. Mobiliarversicherung, viele Aufsätze und Reden zur Grundentlastung.
L.: N. Tiroler Stimmen vom 17. 6. und 15. bis 18. 11. 1869; Tiroler Bote vom 18. 6. 1869, 15. und 17. 6. 1870; Tiroler Anzeiger vom 5. und 9. 5. 1934; M. Schumacher, Familiengeschichte der H., 1935; P. V. Gasser, Erstes biograph. literar. Schriftsteller-Lex. von Tirol (Manuskript im Mus. Ferdinandeum Innsbruck), II, S. 76 ff.; A. Frh. v. Mages, Die Justizverwaltung in Tirol und Vorarlberg, 1887, S. 206; O. Stolz, Rechtsgeschichte des Bauernstandes in Tirol, 1949, S. 395.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 205
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