Hauer, Franz von (1822-1899), Geologe und Geograph

Hauer Franz von, Geologe und Geograph. * Wien, 30. 1. 1822; † Wien, 20. 3. 1899. Sohn des Geh. Rates Joseph v. H. (s.d.), Bruder des Chemikers Karl v. H. (s. d.) und des Montanisten Julius v. H. (s.d.). Stud. 1839–43 an der Bergakad. Schemnitz, war dann kurze Zeit Bergwerkspraktikant in Eisenerz und kam 1844 an das Montanist. Mus. in Wien. Zunächst einem Kurs W. v. Haidingers (s. d.) zugeteilt, 1846 Ass., hielt er dort regelmäßige Vorlesungen über Paläontol., damals die einzigen in Wien. Bei der Gründung der Geolog. Reichsanstalt 1849 wurde er unter Haidingers Dion. Bergrat und 1. Geologe des Inst., 1866–85 dessen Dir. Hier und in seiner Tätigkeit als Intendant des Naturhist. Hofmus. (1885–1896), dessen neues die bis dahin auf verschiedene Häuser verteilten Smlgn. vereinigendes Gebäude 1889 eröffnet wurde, war seine Dion. dadurch gekennzeichnet, daß er bestrebt war, allen Mitarbeitern weitesten Raum für freie wiss. Betätigung zu gewähren. Der Geolog. Reichsanstalt schuf er 1867 durch Abtrennung der Verhandlungen vom Jb. der Anstalt ein zweites publizist. Organ, dem Naturhist. Hofmus. gab er in den 1886 begründeten Annalen seit 1840 erstmals wieder eine eigene Z. 1874–85 wirkte H., 1865 Dr. h.c. der Univ. Wien, auch an der Hochschule für Bodenkultur als Hon. Doz. für Geol.; seit 1892 Herrenhausmitgl. H.s Arbeiten, in denen sich u.a. die erste Erkenntnis von der Selbständigkeit der Hallstätter Schichten, der erste Nachweis der Trias in den Nordostalpen wie auch die wichtigsten Grundzüge der Gliederung der alpinen Trias finden, bringen erstmals eine wiss. begründete Formationslehre für den östlichen Teil der Alpen. Seine paläontolog. Arbeiten galten vor allem den Cephalopoden, zuletzt besonders denen der bosn. Trias. H. war beteiligt an der Gründung verschiedener gel. Ges.: Zoolog.-Botan. Ver. (jetzt Zoolog.-Botan. Ges.) 1851, Geograph. Ges. 1856, deren Präsidium er1889–97 innehatte, Ver. zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse 1861, Österr. Alpenver. 1862, Anthropolog. Ges. 1869, Wiss. Club 1876, Ver. für Höhlenkunde 1879. Das wesentlichste Verdienst um die Entwicklung des wiss. Vereinslebens in Österr. erwarb er sich aber bereits 1845, als er die Anregung zur Gründung der Ges. der Freunde der Naturwiss. gab, die - obwohl nur kurzlebig - als Keimzelle eines öffentlichen wiss. Lebens in Österr. bezeichnet werden kann. Seine Arbeiten zur Geol. der Alpen und sein Wirken am Aufbau wiss. Institutionen und Ver. stempeln H. zu einem der Begründer der wiss. Geol. Österr., um die er sich auch durch Hrsg. der geolog. Übersichtskarte Österr.-Ungarns besondere Verdienste erwarb. Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien.

W.: (Karten) Geolog. Übersichtskarte der österr.-ung. Monarchie, 1 : 576.000, 12 Bll., 1867–71; Ausgabe in 1 Bl. 1 : 2,016.000, 1875, 5. Aufl. 1896; Geolog. Übersichtskarte von Siebenbürgen, 1861; etc. Die Cephalopoden des Salzkammergutes aus der Smlg. Seiner Durchlaucht des Fürsten Metternich, 1846; Über neue Cephalopoden aus den Marmorschichten von Hallstatt und Aussee, in: Haidingers naturwiss. Abh., 3. Bd., 1. Abt., 1850; Über die geognost. Verhältnisse des Nordabhanges der Alpen zwischen Wien und Salzburg, gem. mit F. Fötterle, in: Jb. der Geolog. Reichsanstalt 1, 1850; Geolog. Übersicht der Bergbaue der österr. Monarchie, 1855; Über die Cephalopoden aus dem Lias der nordöstlichen Alpen, in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl., Bd. 11, 1856; Ein geolog. Durchschnitt durch die Alpen von Passau bis Duino, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 25, 1857; Ein Beitrag zur Kenntnis der Raibler Schichten, ebenda, Bd. 24, 1857; Die Geol. und ihre Pflege in Österr., in: Almanach Wien, 1861; Geologie Siebenbürgens, gem. mit G. Stache, 1863; Die Cephalopoden der unteren Trias der Alpen, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl., Bd. 52, 1865; Die Geol. und ihre Anwendung auf die Kenntnis der Bodenbeschaffenheit der österr.-ung. Monarchie, 1875, 2. Aufl. 1878; Die Cephalopoden des bosn. Muschelkalkes von Han Bulog bei Sarajewo, in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl., Bd. 54, 1887; Beiträge zur Kenntnis der Cephalopoden aus der Trias von Bosnien, ebenda 59, 1892 und 63, 1896; Vgl. CSP 3, 7, 10, 15; Poggendorff 1, 3, 4; R. v. Srbik, Geolog. Bibliographie der Ostalpen, 1935–37; J. Szinnyei, Bibliotheca Hungarica hist. nat. et math., 1878.
L.: M.Pr. vom 22. und 24. 3. 1899; Wr.Ztg. vom 21. 3. 1899 und 18. 5. 1900; R.P. vom 23. 3. 1899; Jb. der Geolog. Reichsanstalt Wien 49, 1899, S. 679–827 (mit Werksverzeichnis); Almanach Wien, 1852, 1899; Annalen des Naturhist. Hofmus. Wien 7, 1892, S. 1–26, und 14, 1899, Not. S. 52 f.; Abh. der Geograph. Ges. Wien 1, 1899, S. 91–118; Verhdlg. der Geolog. Reichsanstalt, 1899, S. 119–26; Monatsbll. des Wiss. Club in Wien 20, 1899, S. 57–59; Carinthia II, Jg. 89, 1899, S. 81 f.; Leopoldina 35, S. 76 und 36, 1900, S. 117–21, 137–42; Mitt. der Geograph. Ges. Wien 35, 1892, S. 77–79, und 43, 1900, S. 176; Sbb. der Bayer. Akad. d. Wiss. 30, 1901, S. 377–84; Eisenberg 2; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Biogr. Jb. 1900; ADB 50.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 211
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