Hauler, Edmund (1859-1941), Altphilologe

Hauler Edmund, klass. Philologe. * Ofen (Buda, Ungarn), 17. 11. 1859; † Baden b. Wien, 1. 4. 1941. Sohn des Folgenden. Stud. klass. Philol. an der Univ. Wien besonders bei Hartel (s.d.), 1882 Dr.phil. sub auspiciis Imperatoris (als erster Studierender einer österr. phil. Fak.), 1884 Lehramtsprüfung aus Latein und Griech., 1884/85 Probejahr am Akad. Gymn. in Wien, 1885 weiteres Stud. an der Univ. Bonn bei Bücheler und Usener. 1885–87 Studienreisen in Frankreich, England, der Schweiz und Italien. 1890 Gymn. Lehrer in Wien II., 1893 Priv. Doz. für klass. Philol. an der Univ. Wien, 1896 ao. Prof., 1899 o. Prof., 1914/15 Dekan, 1931 i.R. Auf seinen Reisen gelangen H. einige aufsehenerregende Funde bisher unedierter Hss.-Fragmente: in einem Orléaner Sammelkodex entdeckte er 18 Palimpsestspalten von Fragmenten aus den verlorengegangenen Historien des Sallust, in einem Berner Codex identifizierte er das älteste Bruchstück (als Aug. De gen. ad litt.), in einem Palimpsest der Kapitelsbibl. zu Verona entzifferte er die vulgärlatein. Übersetzung der (griech.) Didascalia apostolorum, der ältesten christlichen Kirchenordnung, in einem Codex der Nationalbibl. in Paris fand er neue Fragmente des Menander und Sotades. 1897 übertrug ihm die Preuß. Akad. d. Wiss. die Neuvergleichung und Herausgabe der in der Ambrosiana und Vaticana befindlichen ca. 400 Palimpsestseiten der Briefe Frontos. H. veröffentlichte zu Fronto über 50 Aufsätze, doch war es ihm leider nicht vergönnt, seine weit gediehene Ausgabe selbst abzuschließen, die nach seinem Tode R. Hanslik übernommen hat. Seine textkrit. und lexikal. Arbeiten reichen vom Altlatein bis in die Patristik. H.s Bedeutung als Philologe liegt in der Entzifferung von Palimpsesten und in textkrit. Verbesserungen sowohl der entzifferten Palimpseste wie zu zahlreichen latein. Autoren. Als akad. Lehrer verfolgte er die streng philolog. Schulung in Textkritik, Interpretation und Stilkunde. H. war Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien, die er seit 1907 in der interakad. Thesaurus-Komm. vertrat. Nach dem Tode Engelbrechts (s. d.) redigierte er 1925–41 als Obmann der Kirchenväter-Komm. das von der Wr. Akad. herausgegebene Corpus der latein. Kirchenväter (CSEL). Mithrsg. der Dissertationes philologae Vindobonenses und seit 1899 geschäftsführender Schriftleiter der Z.„Wr. Studien“ und der „Z. für die österr. Gymn.“.

W.: Terentiana. Quaestiones cum specimine lexici, Diss. Wien, 1882; Neue Bruchstücke zu Sallusts Historien, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl., Bd. 113, 1886 (vgl. auch Wr. Studien, Bd. 8, 9, 10, 16, 44, 45, 49); Das älteste Berner Bruchstück identifiziert, ebenda, Bd. 117/9, 1899; Paläograph., Hist. und Krit. zum Bembinus des Terenz, in: Wr. Studien, Bd. 11, 1889, Bd. 12, 1890; Zur Geschichte des griech. Mimus, in: Xenia Austriaca, 1893; Ein Bruchstück des Menander und des Sotades, in: Eranos Vindob., 1893; Eine latein. Palimpsestübersetzung der Didascalia apostolorum, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl., Bd. 134/9, 1896; Didascalia apostolorum fragmenta Veronensia Latina, 1900; Ausgewählte Komödien des P. Terentius Afer, erklärt von H. Dziatzko, 1. Bd.: Phormio, 3. und 4. Aufl. bearb. von E. H. (Einleitung, Text, Kommentar), 1898, 1913; Frontoniana, in: Serta Harteliana, 1896; Mélanges Boissier, 1903; Miscellanea Ceriani, 1910; Wr. Studien, Bd. 22–58, 1900–1940, ausführlicher Bericht in Bd. 47, 1929; etc.
L.: E. H., Erinnerungen eines Pädagogen, in: Wr. Volksztg. vom 31. 3. 1935; Forschungen und Fortschritte, 1939; Wr. Studien, Bd. 57, 1939 (Werksverzeichnis), Nachtrag, ebenda, Bd. 59, 1941; Almanach Wien, 1940, 1941; Bursians biograph. Jb., Bd. 284, 1943, S. 1; Wer ist’s? 1911; Autobiographie im Archiv der Akad. d. Wiss. in Wien.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 213f.
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