Hausmann (Haussmann), Čeněk (Vinzenz) (1826–1896), Techniker, Mathematiker und Politiker

Hausmann (Haussmann) Čeněk (Vinzenz), Techniker, Mathematiker und Politiker. Geb. Vrbno, Böhmen (Hořín, CZ), 3. 2. 1826; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 13. 11. 1896; röm.-kath. Sohn des Bauern und Bürgermeisters von Vrbno Jan Hausmann und der Maria Hausmann, Vater des Oberlandesgerichtspräsidenten (ab 1921) und 1926 kurzfristigen Ministers für Justiz und Volksernährung Jiři Hausmann (Haussmann) (geb. Prag, 11. 6. 1868; gest. ebd., 19. 7. 1935), Großvater des Schriftstellers Jiři Haussmann (geb. Prag, 30. 10. 1898; gest. ebd., 7. 1. 1923); verheiratet mit Amalia (Amálie) Hausmann (gest. 1919). – H. absolvierte das Piaristenkolleg und das Ständische Realgymnasium in Prag, 1842–45 studierte er Physik am dortigen polytechnischen Institut. Danach vertiefte er seine Kenntnisse als Praktikant in der Landesbaudirektion. 1847–52 war er am Prager polytechnischen Institut als Adjunkt für Mechanik tätig und las deskriptive Geometrie. Daneben arbeitete H. 1850–51 in der von →Leo Graf von Thun und Hohenstein eingesetzten Kommission für die Erarbeitung einer tschechischen Wissenschaftssprache. 1852 wurde er provisorischer, 1853 o. Professor für Maschinenkunde und darstellende Geometrie an der Technischen Akademie in Lemberg. Um sein Fachwissen zu erweitern, unternahm er Studienreisen zu bedeutenden Industriebetrieben in England, Deutschland und Belgien, 1855 besuchte er die Weltausstellung in Paris. 1857 ernannte man ihn zum Professor für Mechanik und Maschinenbau am Polytechnikum in Pest, wo er seine Vorlesungen als einziger der Professoren nach der Einführung des Ungarischen als Unterrichtssprache 1860 weiterhin auf Deutsch hielt. 1863 ging er als o. Professor für Mechanik und Maschinenwesen an das Joanneum in Graz, ein Jahr später als ebensolcher an das polytechnische Institut in Prag. Dort hielt er in tschechischer Sprache Vorlesungen in technischer Mechanik und theoretischer Maschinenkunde sowohl für Studenten des Maschinenbaus als auch des Bauwesens. 1869/70 wurde H., der sich großen Respekts sowohl beim Lehrkörper als auch bei seinen Schülern erfreute, zum ersten Rektor des böhmischen polytechnischen Landes-Instituts in Prag gewählt; 1880/81 Rektor der böhmischen Technischen Hochschule. In den 1870er-Jahren war er zudem dreimal Vorstand der Abteilung Maschinenbau, Mitglied der Prüfungskommission für Zivilingenieure und Architekten sowie 1882–84 Vorsitzender der Kommission für die zweite Staatsprüfung im Maschinenbaufach. 1884 trat er aus gesundheitlichen Gründen als Regierungsrat in den Ruhestand. H. engagierte sich auch im öffentlichen Leben. 1867 wählte ihn die Partei der Alttschechen zum Abgeordneten in den Böhmischen Landtag. 1868 gehörte er zu den Unterzeichnern der tschechischen Fundamentalartikel, die einen Ausgleich, ähnlich wie mit Ungarn, forderten. In der Zeit des passiven Widerstands der tschechischen Abgeordneten (Obstruktion) wurde H. bis 1876 mehrmals des Mandats enthoben und dann erneut zum Abgeordneten gewählt. Später verzichtete er auf sein Mandat. 1873–76 wurde er zudem mehrfach in den Reichsrat gewählt, nahm allerdings an den Sitzungen aufgrund des Boykotts durch die tschechischen Politiker niemals teil. 1872–76 saß er auch im Prager Stadtrat, wo er der Kommission für Wasserversorgung vorstand und Mitglied der Kommission für den Bau der Palacký-Brücke war.

L.: BSČZ; Lex. böhm. Länder; Otto; L. Böhm, Královské věnné město Mělník a okres Mělnický, 1892, S. 432; F. Summerecker, Památník pražských techniků 1847–51 …, 1892, S. 22f.; Technický obzor 4, 1896, S. 269; A. V. Velflík, Dějiny technického učení v Praze 1, 1906, S. 274, 340, 2, 1910, S. 10ff. (mit Bild); F. Jílek – V. Lomič, Dějiny Českého vysokého učení technického, 1973, s. Reg.; V. Lomič – P. Horská, ebd. 1/2, 1978, S. 150f.; Archiv Českého vysokého učení technického v Praze, Národní archiv, Státní oblastní archiv v Praze, UA, alle Praha, CZ.
(E. Boháčová)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)