Hefter, Adam (1871–1970), Fürstbischof

Hefter Adam, Fürstbischof. Geb. Stetten, Deutsches Reich (D), 6. 12. 1871; gest. Prien am Chiemsee (D), 9. 1. 1970 (bestattet: Dom, Klagenfurt am Wörthersee, Kärnten). Sohn des Landwirts Adam Hefter und seiner Frau Anna Hefter, geb. Dettl. – Nachdem H.s Familie 1875 ihren Bauernhof verkauft hatte, übersiedelte sie nach Rosenheim. H. besuchte dort das Gymnasium, wechselte dann jedoch nach Salzburg, wo er als Zögling des Benediktinerkonvikts St. Peter am Collegium Borromäum die Matura ablegte. Dort traf er auf →Josef Kahn, Fürstbischof von Gurk, der H. als Priesteramtskandidaten für seine Diözese gewann, zumal gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Kärnten Mangel an deutschsprachigen Klerikern herrschte. 1890 trat H. in das Klagenfurter Priesterseminar ein und studierte an der dortigen philosophisch-theologischen Hauslehranstalt, daneben wirkte er als Präfekt im Knabenseminar Marianum; 1894 Priesterweihe. Vorerst (1894–96) als Seelsorger in St. Leonhard im Lavanttal, Kellerberg und Rubland tätig, absolvierte er ab 1896 ein Studium der klassischen Philologie in Innsbruck; 1900 Lehramtsprüfung, 1901 Dr. phil. In der Folge unterrichtete er am Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal, wo er wegen eines Nervenzusammenbruchs jedoch einen längeren Kuraufenthalt antreten musste. Danach wirkte er als Gymnasiallehrer in Ried im Innkreis (1903/04), Klosterneuburg (1904) und ab 1914 in Mödling. Kurze Zeit war H. für die Christlichsoziale Partei tätig und setzte sich für das Proporzwahlrecht ein. In Klosterneuburg traf er auf den Augustinerchorherren-Propst →Friedrich Piffl, der als späterer Kardinalerzbischof von Wien die unerwartete Nomination H.s als Fürstbischof von Gurk im Dezember 1914 beeinflusste. Im Februar 1915 wurde H. im Salzburger Dom zum Bischof geweiht, noch im selben Monat folgte die Inthronisation im Dom zu Klagenfurt. Als Fürstbischof von Gurk war H. auch Mitglied des Herrenhauses und des Kärntner Landtags. Sein Episkopat war überschattet von schwierigen politischen Verhältnissen. Der Beginn seiner bischöflichen Tätigkeit fiel in den 1. Weltkrieg, sein Diözesangebiet war von den Kampfhandlungen unmittelbar betroffen. H. positionierte sich zugunsten der Kriegspolitik der Habsburger und war von der Gerechtigkeit und Legitimität des Kriegs überzeugt. Er setzte sich für die Versorgung von Kriegswaisen ein, führte 1917 eine erfolgreiche Lebensmittelsammlung durch, besuchte Verwundete und Kranke in den Spitälern sowie Soldaten an der Front. Zugunsten verwundeter Soldaten ließ er in seiner Residenz ein Notreservespital errichten. Für die nach dem Kriegsende durch jugoslawische Truppen besetzten Teile Südkärntens bestellte H. mit Matthias Randl, dem Propst des Stifts Eberndorf, einen eigenen Generalvikar. Trotz seines Einsatzes für die Freilassung von 16 inhaftierten slowenischen Priestern gelang es ihm letztlich nicht, das mehrheitliche Vertrauen der slowenischsprachigen Geistlichkeit und Bevölkerung zu gewinnen. Mit dem Plebiszit von 1920 wurden auch die heutigen Grenzen der Diözese Gurk festgelegt. Die Nationalitätenfrage blieb ein schwelender Konflikt während seiner gesamten Amtszeit, obwohl er sich um eine Zusammenarbeit mit den Kärntner Slowenen bemühte und u. a. die Priesteramtskandidaten zur slowenischen Sprachausbildung verpflichtete, ein eigenes slowenisches Caritassekretariat (zu dem bereits 1920 für die Diözese Gurk geschaffenen) errichtete und eine slowenische Kirchenzeitung gründete. Ebenso berief er zwei slowenische Priester in das Domkapitel. 1923 und 1933 führte H. Diözesansynoden durch. Er förderte den Zugang neuer Orden und Kongregationen sowie den Priesternachwuchs, ließ den Dom restaurieren, das Diözesanmuseum errichten und wagte in einer wirtschaftlich unsicheren Zeit den Neubau eines Priesterseminars (1932). Um die Bauschulden bezahlen zu können, musste er das Gut Ossiacher Tauern des Religionsfonds verkaufen, da das Spendenaufkommen aus der Bevölkerung hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das Gebäude. Nach dessen Rückgabe an die Kirche (1955) wurde es nicht mehr als Priesterseminar verwendet. H. ließ sechs neue Kirchen errichten und ordnete die Durchführung von Volksmissionen an. Mit der Einführung eines „Seelenstandskatasters“ sollten möglichst viele Menschen erfasst und seelsorglich erreicht, mit der Exerzitienbewegung das religiöse Leben von Laien gestärkt werden. 1933 wurde ein eigenes Exerzitienhaus in Ossiach errichtet. H. bemühte sich auch um eine Reform des Predigtwesens und mahnte sogar die Einhaltung eines Predigtplans bei den Seelsorgern ein. Er ordnete den häufigeren Kommunionempfang sowie die Frühkommunion und die Einführung der Ewigen Anbetung im Sinne der päpstlichen Bestimmungen an. Ebenso führte er die Katholische Aktion in Kärnten ein und visitierte seine Pfarren regelmäßig. Sein Bemühen galt auch der 1939 durch Pius XI. vorgenommenen Heiligsprechung der Hemma von Gurk. Zurückhaltend verhielt sich H. (nicht zuletzt aus Angst vor massiven Kirchenaustritten) gegenüber dem aufkommenden Nationalsozialismus. Bis auf eine einzige Äußerung im Fastenhirtenbrief von 1935 fehlen deutliche Stellungnahmen gegen diesen. Den Weihnachtshirtenbrief der österreichischen Bischöfe vom Dezember 1933, in dem diese klar die Unvereinbarkeit von Nationalsozialismus und Christentum feststellten, veröffentlichte er nicht. 1934 ergriff H. Partei zugunsten der nationalsozialistischen Putschisten. In der Bischofskonferenz sprach er sich zusammen mit Kardinal Theodor Innitzer gegen eine Verurteilung des Buchs von Titularbischof Alois Hudal „Die Grundlagen des Nationalsozialismus“ aus. Die „Feierliche Erklärung der österreichischen Bischöfe“ im März 1938 anlässlich der sogenannten Volksabstimmung zum „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland unterzeichnete er mit. Von den Nationalsozialisten propagandistisch ausgeschlachtet wurde seine Anwesenheit bei der Ankunft →Adolf Hitlers in Klagenfurt und die Tatsache, dass er diesem die Hand reichte. Andererseits beklagte sich H. jedoch schon Ende März 1938 bei der Kärntner Sicherheitsdirektion über kirchenfeindliche Übergriffe der Nationalsozialisten. Bereits 1932 hatte H. aus gesundheitlichen Gründen beim Heiligen Stuhl um Resignation angesucht. 1933 erhielt er mit Andreas Rohracher einen Weihbischof. Erst im Juli 1939 wurde sein Rücktrittsgesuch angenommen und im Dezember desselben Jahres erfolgte seine Ernennung zum Titularerzbischof von Maximianopolis in Rhodope. Den Lebensabend verbrachte er in seiner bayerischen Heimat. Bereits ab 1910 war H. Mitglied der Katholischen Studentenverbindung Welfia Klosterneuburg (zunächst Ehrenphilister mit dem Coleurnamen Nimrod, 1933 umgewandelt in eine Urmitgliedschaft), 1914 wurde er Ehrenphilister der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung Kürnberg in Wien.

L.: Adlgasser; Gatz, Bischöfe (mit Bild); A. Maier, Kärntner Kirchengeschichte, 1979, S. 76ff. (mit Bild); J. Obersteiner, Die Bischöfe von Gurk 1824–1979, 1980, s. Reg. (mit Bild); Kirche im Gau. Dokumente zur Situation der katholischen Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945, ed. P. G. Tropper, 1995; P. Tropper, Vom Missionsgebiet zum Landesbistum. Organisation und Administration der katholischen Kirche in Kärnten von Chorbischof Modestus bis zu Bischof Köstner, 1996, s. Reg.; P. Tropper, Nationalitätenkonflikt. Kulturkampf. Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärnten von 1914 bis 1921, 2002, s. Reg.; P. Tropper, Ordnung der Frömmigkeit – Normierung des Glaubens. Kirchliche Ordnungsvorstellung und katholisches Laienchristentum in Kärnten zwischen 1848 und 1938, 2011, s. Reg. (mit Bild); P. G. Tropper, Kirche an der Front. Die Diözese Gurk im Ersten Weltkrieg (1914–18), 2015, s. Reg. (mit Bild); N. Danglmaier – W. Koroschitz, Nationalsozialismus in Kärnten, 2015, s. Reg. (mit Bild); Biographisches Lexikon des Österreichischen Cartellverbands (mit Bild, online, Zugriff 4. 6. 2018).
(M. Sohn-Kronthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)