Hennet, Leopold Frh. von (1876–1950), Beamter

Hennet Leopold Freiherr von, Beamter. Geb. Gaaden (Niederösterreich), 10. 5. 1876; gest. Wien, 27. 3. 1950; röm.-kath. Sohn des Obersten und Flügeladjutanten von Erzherzog →Albrecht Wenzel Lothar Bonifaz Freiherr von Hennet (1832–1902) und der Franziska Freifrau von Hennet, geb. Freiin Korb von Weidenheim (geb. 21. 2. 1843; gest. 1898), Neffe von →Karl Freiherr Korb von Weidenheim; ab 1900 verheiratet mit Marie Freifrau von Hennet, geb. Gräfin von Ledebur-Wicheln (1881–1945). – H. besuchte Gymnasien in Kalksburg, Wien und Prag. Nach der Ableistung des Einjährig-Freiwilligen-Jahres studierte er 1894–1900 Rechtswissenschaften an der deutschen Universität Prag, mit einer Unterbrechung 1897–98, als er seine Studien an der Universität Wien fortsetzte, ehe er nach Prag zurückkehrte und 1900 zum Dr. iur. promoviert wurde. H. betätigte sich in den folgenden Jahren als Verwalter eines landwirtschaftlichen Guts in Böhmen und engagierte sich in diversen landwirtschaftlichen Gesellschaften und Genossenschaften. 1907 trat er in den Staatsdienst ein und fungierte im Ackerbauministerium als Fachberichterstatter für die Schweiz, Frankreich und Großbritannien. 1912 wurde er Konsulent für die technischen und kommerziellen Angelegenheiten der Landwirtschaft. Nach einem Wechsel 1914 in die österreichisch-ungarische Gesandtschaft in Bern stieg H. 1917 zum Hofrat der handelspolitischen Abteilung im Ackerbauministerium für technische und kommerzielle Fragen der Landwirtschaft insbesondere des Auslands auf. Nach Kriegsende war er in Bern Leiter einer Kommission für Lebensmittelbeschaffung für Österreich, ehe er in seine frühere handelspolitische Position im nunmehrigen Staatsamt für Land- und Forstwirtschaft zurückkehrte. 1920 als Vertreter des Land- und Forstwirtschaftsministeriums in der Kommission für die Angelegenheiten der österreichischen Sektion der Reparationskommission eingesetzt, stieg H. 1921 zum Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft auf. Im Jänner 1922 übernahm er zusätzlich die Agenden eines Außenministers, wobei er beiden Ministerien bis Mai 1922 vorstand. Ab Juni 1922 wurde H. als Sektionschef im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft eingesetzt, 1926 als stellvertretender Vorsitzender im Obersten Agrarsenat. Es folgten 1927 die Leitung der Sektion II mit den Abteilungen 6 für Landwirtschaft, 7 für Tierzucht und 8 für Handelspolitik und Ernährungswesen im Landwirtschaftsministerium. Nach seinem Ausscheiden übernahm H. 1932 die Position eines Gesandten in Budapest, wo er sich um die Verständigung beider Länder verdient machte. Nach dem Antritt seines Ruhestands 1937 wirkte H. als Präsident der Gartenbau-Gesellschaft sowie der Österreichisch-Ungarischen Gesellschaft. Ab 1938 bekleidete er noch die Position eines Präsidenten der Österreichischen Casino AG und saß 1938–42 im Verwaltungsrat der STUAG Bau-AG. Der politisch eher opportunistisch eingestellte H. war Mitglied der Vereinigung der katholischen Edelleute Österreichs, der Vaterländischen Front, der Deutschen Arbeitsfront sowie des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbunds und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. 1916 wurde er zum Offizier des Franz Joseph-Ordens ernannt.

W.: Die landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften, 1910; Aktuelle agrarpolitische Fragen in der Schweiz, Frankreich und Großbritannien und deren Nutzanwendung auf unsere Verhältnisse, 1913; Österreichs Land- und Forstwirtschaft, 1927; Das internationale Landwirtschaftsinstitut in Rom, 1931.
L.: WZ, 29. 3. 1950; Adlgasser; F. Ott – W. Wieser, in: 100 Jahre Landwirtschaftsministerium, 1967, S. 95f.; E. Lebensaft – Ch. Mentschl, Feudalherren – Bauern – Funktionäre, 2003; AdR, UA, beide Wien; Pfarre Gaaden, Niederösterreich; UA, Praha, CZ.
(P. Swoboda)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)