Herzfeld, Stephanie (1868–1930), Botanikerin und Lehrerin

Herzfeld Stephanie, Botanikerin und Lehrerin. Geb. Wien, 20. 5. 1868; gest. Sulz (Sulz im Wienerwald, Niederösterreich), 18. 8. 1930; mos., ab 1883 röm.-kath. Tochter des Mediziners Samuel (Sebastian) Herzfeld (geb. Rechnitz, Ungarn/Burgenland, 6. 1. 1824; gest. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 13. 6. 1906) und der Betty (Barbara) Anna Herzfeld, geb. Schönwald (geb. Güns / Kőszeg, H, 20. 5. 1834; gest. Prag, 2. 11. 1894), Schwester von →Marie Herzfeld und →Karl August Herzfeld. – Nach dem Besuch der Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien (Matura 1887) legte H. im Dezember 1889 die Lehrbefähigungsprüfung für allgemeine Volksschulen und im Mai 1892 für Bürgerschulen aus Pädagogik, Naturgeschichte, Physik und Mathematik ab und unterrichtete 1889–1917 an verschiedenen öffentlichen Schulen in Wien. Im August 1893 als Lehrerin definitiv gestellt, studierte sie ab 1907 bis zum Wintersemester 1917/18 als ao. Hörerin Naturwissenschaften an der Universität Wien. Ab Oktober 1908 bot Richard Ritter Wettstein von Westersheim H. die Möglichkeit, wissenschaftlich am botanischen Institut der Universität Wien zu arbeiten. 1921/22–22/23 als o. Hörerin an der philosophischen Fakultät inskribiert, wurde sie schließlich 1923 zum Dr. phil. promoviert. Ihre Dissertation über die weibliche Blüte und den Befruchtungsvorgang von „Ephedra campylopoda Mey.“ erschien 1922 im Druck (auch in: Denkschriften der Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 98, 1923). Botanische Forschungsschwerpunkte von H. bildeten die Blütenmorphologie und Embryologie, besonders von nacktsamigen Pflanzen. Dazu legte sie ab 1909 kontinuierlich wichtige Veröffentlichungen, wie beispielsweise „Zur Morphologie der Fruchtschuppe von Larix decidua Mill.“ (in: Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 118, 1909), „Die Entwicklungsgeschichte der weiblichen Blüte von Cryptomeria japonica Don.“ (ebd. 119, 1910) und „Die weibliche Koniferenblüte“ (in: Österreichische botanische Zeitschrift 64, 1914) vor. Ihre letzte publizierte Arbeit „Über die Kernteilungen im Proembryo von Ginkgo biloba“ erschien 1928 (in: Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik 69). Der Band „Embryologie der Gymnospermen“ des Handbuchs der Pflanzenanatomie lag weitgehend schon von H. ausgearbeitet vor, erschien jedoch erst posthum 1933, herausgegeben und fertig bearbeitet von →Karl Schnarf. H. war ab 1909 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, ab 1920 der Deutschen botanischen Gesellschaft und ab 1923 der Deutschen Gesellschaft für Vererbungswissenschaften.

Weitere W.: s. Keintzel – Korotin.
L.: Stafleu; Personal-Standesausweis der niederösterreichischen Lehrerschaft, 1903, S. 149; G. C. Hirsch, Index biologorum, 1928, S. 121; Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft 48, 1930, S. 363; Österreichische botanische Zeitschrift 79, 1930, S. 380, 82, 1933, S. 183, 188; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 2, 1965; Wissenschafterinnen in und aus Österreich, ed. B. Keintzel – I. Korotin, 2002 (mit W.); A. L. Staudacher, „... meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“, 2009; biografiA. Lexikon österreichischer Frauen 1, 2016; IKG, Pfarre St. Josef, UA, alle Wien; Pfarre Sulz im Wienerwald, Niederösterreich.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)