Hess, Heinrich Frh. von (1788-1870), Feldmarschall

Hess Heinrich, Kaufmann, Alpinist und alpiner Schriftsteller. * Wien, 29. 12. 1857; † Wien, 7. 3. 1944. Vater des Vorigen. Mußte schon als Kind wegen Lungenschwäche über ärztliche Verordnung Kletterübungen an den Felsen der Vorderbrühl machen; besuchte die Handelsakad., wurde Angestellter einer großen Handelsfa., dann selbständiger Inhaber einer Perlmutterexportfa. und schließlich Inhaber einer Armaturenfabrik. Erschließer der Ostalpen, alpiner Schriftsteller, Schriftleiter, Vortragender, Vereinsgründer und Vorkämpfer des führerlosen Bergsteigens, war H. eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unter den österr.Bergsteigern. Einer der Gründer des ÖAK, der durch die hohen Leistungen seiner Mitgl. zu einem der angesehensten Bergsteigerklubs der ganzen Welt wurde, gründete er auch die alpine Ges. „Preintaler“. Er leitete 1878–88 die ÖAZ, 1895–1919 Mitt. und Z. des DÖAV, begann 1894 mit L. Purtscheller die Hrsg. des die ganzen Ostalpen umfassenden Führerwerkes „Der Hochtourist“ und führte diese nach dem Tode Purtschellers bis 1926 allein weiter. Mitte der achtziger Jahre bis 1910 bearbeitete H. den „Führer durch das bayr. Hochland, Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Kärnten usw.“. Die Hauptgebiete seines Erschließerwirkens waren die Ennstaler und die Ötztaler Alpen. H. wurde 1927 Ehrenmitgl. des ÖAK und der Sektion Austria DÖAV.

Bergfahrten: (Wo kein anderer Vermerk, nur 1. Best., Erst., Begeh., Überschr. oder 1. tourist. oder führerlose Best., Erst., Begeh. und Überschr.): Ennstaler Alpen, 1876–96: Reichenstein (2. Best.); Hochtor, Schneelochwand und -pfeiler; Planspitze über Peternpfad; Wasserfallweg; Planspitze, W-Grat; Planspitze, SW-Flanke; Kl. Buchstein, n.ö. Gipfelzacken; Gr. Ödstein; Roßkuppe von der Peternscharte – Dachl – Hochtor; Gr. Buchstein, W-Seite (1. Erst., allein); Kl. Buchstein, Mittelblock (2. Best., 1. Best. im Alleingang); Buchsteingrat, Heßturm (1. Best., allein); Wildscharte, Nordschlucht; Scheiblingstein, O-Grat – Kl. Scheiblingstein – Kreuzmauer, O-Grat – Hochturm – Kesselkargrat – Hexenturm, S-Wand – Natterriegel (1. Überschr. des ganzen Kammes, allein); Kaiserschild, S-Grat; Kreuzmauer SO-Flanke – Bosruck, NO-Grat; Gr. Pyhrgas, SO-Flanke, im Abstieg; Lugauer, O-Wand, ohne Benützung des „Rauchfanges“. Totes Gebirge, 1884–92: Hochtausing; Sturzhahn. Tennengebirge, 1887: Hochthron, S-Grat. Hochkönig, 1886–91: Mannlwand, Gr. Törlwieskopf; Gamsscharte und Höchster Rinnenkopf. Steinernes Meer, 1887–91: Persailhorn – Mitterhorn – Alhorn (2. Best.) – Achselhorn (2. Best.); Dock. Watzmann, 1891: Höchstes Watzmannkind. Lechtaler Alpen, 1886: Parseierspitze über Gatschkopf, Patrolscharte und O-Grat. Niedere Tauern, 1891: Hochgolling, Abstieg über NO-Grat zur Ganglscharte. Hohe Tauern, 1869–77: Keilscharte. Zillertaler Alpen, 1885: Schrammacher (unter schwierigen Verhältnissen). Stubaier Alpen, 1887: Moarer Weißen; Ruderhofspitze, O-Seite. Ötztaler Alpen, 1887: Ötztaler Urkund – Südliche und Nördliche Wildspitze – Brochkogel – Petersenspitze – Taschachhochjoch – Vernagtferner – Taschachjoch – Hochvernagtwand – Sextenjoch – beide Sechsegertenspitzen – Innere Ölgrubenspitze – Ölgrubenjoch (l. Überschr. in einem Zuge; 1. Best. von n. 9 und 11). Ortlergruppe, 1897: Col degli Orsi. Silvrettagruppe, 1888: Groß-Litzner (1. führerlose Best. und Wegänderung). Dolomiten, Palagruppe, 1893: Sass Moar-Hauptgipfel, N-Wand (anschließend Übergang zum Kl. Sass Moar). Grödener Dolomiten, 1888: Sass Rigais, O-Seite. In die Westalpen kam H. erst 1904 und bestieg u. a. das Matterhorn. Zu seinen Begleitern gehörten: V. Beutel, C. Blodig, L. Brunner, E. T. Compton, C. Diener, F. Dietz, L. Emes, O. Fischer, G. Freytag, G. Gerstenberg, Th. Hansen, A. Heinzel, C. Hoffmann, A. Holzhausen, J. Hossinger, S. Kniep, H. Köchlin, F. Kreuzer, J. Mach, O. Nafe, R. Pinker, L. Purtscheller, C. Reisinger, O. Romich, R. H. Schmitt. K. Schulz, A. Siebeneicher, V. Sohm, R. Spannagl, C. Sperl, M. Statzer und die Bergführer A. Hetz, H. Hörhager, D. Inthaler, P. Kessler, J. Mairhofer (Auer Jackl), M. Spreiz (vulgo Krachler), A. Tavernaro etc. Publ.: Führer durch das Gesäuse, 1884, weitergeführt von E. Pichl, 10. Aufl. hrsg. vom ÖAK, 1954; Führer durch die Hohen Tauern, 1886; Führer durch die Zillertaler Alpen und die Rieserfernergruppe, 1887; Führer durch die Ötztaler und die Stubaier Alpen, 1889; Die Ennstaler Alpen, in: EOA I; Die Ötztaler Alpen, ebenda, III; Wandertage in der Steiermark, 1896; Über Fels und Firn, gesammelte Aufsätze von L. Purtscheller, 1901; Vereinsschriften, 1919; Beiträge in: Jb. ÖTK 1878, ÖAZ, n. 3, 17, 40, 68, 137, 146, 152, 164, 181, 186, 205, 232, 233, 248, 255, 259, 280, im Fränk. Kurier 1898/65, in der Festschrift DÖAV 1927 und in den Mitt. DÖAV 1928.
L.: ÖAZ 1889, 1892, 1894, 1899 (Neue Touren in den Ostalpen), 1947; H. Fischer, Über Fels und Firn, 1929; EOA; WB; GF–X; Grundwald, n. 13; Uhlirz, s. Reg.; Mitt. J. und A. Heß, Wien.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 304
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