Heuberger, Richard Franz Joseph (1850-1914), Komponist und MusikschriftstellerHeuberger Richard Franz Joseph, Komponist und Musikschriftsteller. * Graz, 18. 6. 1850; † Wien, 28. 10. 1914. Zum Ing. bestimmt beendete H. 1875 mit der Staatsprüfung das techn. Stud. und trat in den österr. Staatsbaudienst. Bereits ein Jahr später wendete er sich aber endgültig der Musik zu, die er schon während seines techn. Stud. bei W. Mayer-Rémy in Graz betrieben hatte und wurde Chormeister des Academ. Gesangver. Er übersiedelte dann nach Wien und wirkte hier als Komponist, Chordirigent (der Wr. Singakad. und des Wr. Männergesangver.), Musikschriftsteller (seit 1881 beim „Neuen Wiener Tagblatt“, 1896–1901 als Nachfolger Hanslicks (s. d.) bei der „Neuen Freien Presse“, seit 1904 als Redakteur der „Neuen musikalischen Presse“ und 1904–06 als Hrsg. des „Musikbuches aus Österr.“) und Lehrer (seit 1902 am Wr. Konservatorium). H. war im Wien der Jahrhundertwende eine markante Erscheinung, dem Kreis um Brahms (s. d.) zugehörig, für den er sich als temperamentvoller und gefürchteter Kritiker einsetzte. Von seinen Kompositionen werden die Operette „Der Opernball“ und mehrere Männerchöre noch heute aufgeführt.
W.: 4 Opern: Abenteuer einer Neujahrsnacht, 1886; Manuel Venegas, 1889; Mirjam oder Das Maifest, 1894; Barfüßele, 1905; 2 Ballette: Die Lautenschlägerin, 1896; Struwelpeter, 1897; 6 Operetten: Der Opernball, 1898; Ihre Exzellenz, 1899; Der Sechsuhrzug, 1900; Das Baby, 1902; Der Fürst von Düsterstein, 1910; Don Quixotte, 1910; Chor- und Sololieder; Orchesterwerke; Kammermusik. — Volkslieder aus Stmk. mit Melodien, gem. hrsg. mit P. Rosegger, 1872; Musikal. Skizzen (Kritikensmlg.), 1901; Im Foyer (Gesammelte Essays über das Opernrepertoire der Gegenwart), 1901; Franz Schubert, in: Reimanns Smlg. Berühmte Musiker, 1902, 2. Aufl. 1908, 3. Aufl. 1920 (schwed. von E. Björk, 1928); Musikbuch aus Österr., 1904–06; Hrsg. von: G. Jensen, L. Cherubini, Theorie des Kontrapunktes und der Fuge, 1896, 1911; Analysen für den „Musikführer“; Artikel in vielen in- und ausländ. Z.
L.: Grazer Tagespost vom 27. 5. 1887 und 16. 9. 1936; Kleine Ztg. vom 12. 10. 1949 und 21. 5. 1950; Das Kleine Volksbl. vom 2. 6. 1950; Schweizer. Instrumentalmusik 27, 1938; Neue Musikz. 46, 1940, 4, 1950; Musikbll. der Wr. Philharmoniker vom 1. 4. 1950; W. Kienzl, R. H., Miscellen, 1886; H. Ullrich, Der Komponist des „Opernball“, in: Tradition und Fortschritt, 1956; A. Neisser, Vom Wesen und Wert der Operette, in: Die Musik, Bd. 49/50, 1923; R. Mojsisovics, Steir. Opernkomponisten, in: Aus dem Musikleben des Steirerlandes, 1924; O. Keller, Die Operette, 1926; F. Hadamowsky-H. Otte, Die Wr. Operette, 1947; A. Bauer, Opern und Operetten in Wien, 1955; Abert; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Grove; F. Herzfeld, Lex. der Musik, 1957; Kosch, Theaterlex.; Moser; F. Pazdirek, Universal Hdb. der Musikliteratur aller Zeiten und Völker, 1904; Riemann; C. Schmidl, Dizionario universale dei musicisti, 1936/37. Vgl. die Brahmsbiographien von A. v. Ehrmann, K. Geiringer, M. Kalbeck, F. May, W. Niemann, R. Specht.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 308f.