Hirschfeld, Robert (1857-1914), Musikwissenschaftler und Musikkritiker

Hirschfeld Robert, Journalist und Musikkritiker. * Großmeseritsch (Velké Meziříčí, Mähren), 17. 9. 1857; † Salzburg, 2. 4. 1914. Sohn eines Rabbiners; stud. an der Univ. Wien Jus und Musikwiss. (Hanslick), gleichzeitig am Konservatorium, wo er seit 1882 Vorlesungen hielt. 1883 Dr.phil. und Lehrer für Musikästhetik am Konservatorium, an dem er 17 Jahre wirkte und die Lehrerbildungskurse begründete. Musikwiss. und -theoret. umfassend gebildet, entwickelte H. für das Wr. Konzertleben eine ungemein fruchtbringende Tätigkeit. Er widmete sich bahnbrechend und führend namentlich der volkstümlichen Kunstpflege, führte die „Renaissance-Abende“, die „Volkskonzerte des Volksbildungsver.“ und die „Jugendkonzerte“ ein, in denen er Mozart und andere Komponisten dem Publikum nahezubringen versuchte. In Streitschriften trat er besonders für R. Wagner, A. Bruckner, J. Brahms und H. Wolf ein. Mitgründer des Wr. Konzertver. und dessen Vorstandsmitgl., betätigte er sich seit 1890 als Musikkritiker der „Abendpost“ und als Theaterreferent des „Neuen Wr. Tagblattes“ sowie der „Wr. Sonn- und Montagszeitung“. Am 1. 9. 1913 wurde H. als fachlicher Beirat und Schulinspektor an das „Mozarteum“ in Salzburg berufen. Als verantwortlicher Leiter der Musikschule sollte er deren grundlegende Reform durchführen, außerdem die Musikfeste vorbereiten und das Konzertleben lenken, aber schon nach halbjähriger Tätigkeit erlag er einem Herzleiden. H., mit der Hofopernsängerin Emmi Karlona verheiratet, war Mitgl. des Kuratoriums der k. k. Akad. für Musik und darstellende Kunst in Wien, der ständigen Kunstkomm. des k. k. Min. für Kultus und Unterricht, der Komm. zur Hrsg. der „Denkmäler der Tonkunst in Österr.“, der Komm. für die vom Min. ausgeschriebenen Kompositions-Staatspreise und des Sachverständigen-Kollegiums in Sachen des Urheberrechtes für den Bereich der Tonkunst.

W.: Johann de Muris und seine Werke, Diss. Wien, 1884; Das krit. Verfahren des Eduard Hanslick, 1885; Geschichte der k. k. Ges. der Musikfreunde in Wien (Jubiläumsschrift), 1912; Bearbeitung der von ihm neu aufgefundenen Oper „Lo speziale“ („Der Apotheker“) von J. Haydn, der Opern „Zaide“ von Mozart und „Der vierjährige Posten“ von Schubert; Festrede zur Mozart-Centenarfeier, Salzburg, 1891; Festrede zur Grundsteinlegung des Mozart-Hauses, Salzburg, 1910. Zahlreiche kleinere Schriften in Ztgn. und Fachz., Programmbücher und Analysen für die philharmon. Konzerte und für den Wr. Konzertver.
L.: Neues Wr. Tagbl. vom 2. 4., Österr. Volksztg. vom 3. 4., Die Wage (Wien) und Salzburger Volksbl. vom 4. 4., Prager Tagbl. vom 5. 4. 1914; Österr. Rundschau, Bd. 34, 1914; 34. Jahresber. der Internationalen Stiftung Mozarteum, 1914; M. Morold, Zur Erinnerung an R. H., in: Mozarteums-Mitt., Jg. 1, H. 1, 1919; C. Schneider, Geschichte der Musik in Salzburg, 1935; Personalakt im Schriftenarchiv der Internationalen Stiftung Mozarteum, Salzburg.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 333
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