Hlubek Franz Xaver Wilhelm Ritter von, Agronom und Naturwissenschaftler. Geb. Chabitschau, Schlesien (Chabičov, CZ), 11. 9. 1802; gest. Graz (Steiermark), 10. 2. 1880; röm.-kath. Sohn des Gutsbesitzers Simon Hlubek und der Thekla Hlubek, geb. Machala; ab 1843 in 2. Ehe verheiratet mit Karoline Wilhelmine Therese Edle von Hlubek, geb. von Rainer zu Harbach (geb. Wien, 24. 5. 1811; gest. Graz, 30. 7. 1883). – Zunächst privat unterrichtet, absolvierte H. nach dem Besuch des Gymnasiums in Troppau 1822–24 die philosophischen Jahrgänge in Brünn. Anschließend studierte er Jus an der Universität Wien und hörte daneben Vorlesungen aus Mathematik bei →Andreas Freiherr von Ettingshausen, aus Physik bei →Andreas Freiherr von Baumgartner sowie aus Chemie, Agrar- und Rechtswissenschaft. 1828 schloss er den juridischen Kurs ab. 1829–30 fungierte er als Magistratsbeamter in Wien, 1830 legte er das Richterexamen ab und übernahm im selben Jahr zunächst eine Adjunkten-, dann eine Supplentenstelle für Landwirtschaftslehre an der Universität. 1831 führte ihn eine Studienreise durch Italien, das heutige Österreich, Mähren und Illyrien, 1832 durch Ungarn. Ab 1832 unterrichtete H. als Supplent Landwirtschaftslehre und Naturgeschichte an der philosophischen Fakultät der Universität Lemberg, ab 1834 lehrte er als Professor dieselben Fächer am Lyzeum in Laibach, wo er ab 1835 als Ausschussmitglied der dortigen Landwirtschaftsgesellschaft auch als Administrator von deren Versuchsgarten fungierte. H. führte dort die Maulbeerbaum- und Seidenraupenzucht ein, begründete die Zuckerfabrikation aus Runkelrüben und befasste sich mit der Bodenmüdigkeit. 1840–67 war er als o. Professor der Land- und Forstwirtschaftslehre am Joanneum (ab 1865 Technische Hochschule) in Graz tätig; 1848/49 Dekan. Daneben leitete H., der als einer der engsten Mitarbeiter von Erzherzog →Johann galt, ab 1840 in Graz die erste Ackerbauschule Österreichs sowie den landwirtschaftlichen Versuchsgarten und fungierte als Administrator des Musterweingartens. 1867 trat er in den Ruhestand. H. gehört zu den Vorläufern der landwirtschaftlichen Naturforschung. Seine 1839 von der dritten Versammlung deutscher Land- und Forstwirte zu Potsdam preisgekrönte Schrift „Die Ernährung der Pflanzen und die Statik des Landbaues“ (1841) machte ihn international bekannt. Darin verteidigte er die Humustheorie, die den Humus als direkte Nahrungsquelle für Pflanzen ansah, und stand damit in heftigem Widerstreit zu Justus von Liebig, der der Mineralstofftheorie den Vorzug gab. H.s 1. Band von „Die Landwirthschaftslehre in ihrem ganzen Umfange nach den Erfahrungen und Erkenntnissen der letztverflossenen 100 Jahre …“ (2 Bde., 1846, 2. Aufl., 3 Bde., 1853) stieß auf das Interesse von Karl Marx. 1846–50 fungierte H. als Herausgeber und Redakteur der „Oekonomischen Neuigkeiten und Verhandlungen“. Politisch aktiv, setzte sich H. für einen freien Bauernstand ein, war 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und 1861–67 im Steiermärkischen Landtag vertreten. H. war u. a. Mitglied bzw. korrespondierendes Mitglied der landwirtschaftlichen Gesellschaften von Wien, Linz, Klagenfurt, Innsbruck, Brünn, Prag, Potsdam, Rostock, Dresden, Gotha, München, Stuttgart, Lemberg, Pest, Agram, Moskau (ab 1842), Florenz (ab 1844) sowie ab 1840 der Steiermärkischen Landwirthschafts-Gesellschaft in Graz (1850–74 Sekretär) und gab deren Zeitschrift „Der steirische Landbote“ heraus. Weiters war er Direktionsmitglied des steiermärkischen Forstvereins. 1843 gründete er den steiermärkischen Seidenbau-Verein in Graz, wofür er 1851 auf der Londoner Weltausstellung ausgezeichnet wurde. 1847 erhielt H. das Ritterkreuz des königlich-dänischen Dannebrog-Ordens, 1861 den kaiserlich russischen St. Stanislaus-Orden III. Klasse, 1868 den Orden der Eisernen Krone III. Klasse, worauf er in den Ritterstand erhoben wurde. Weiters war er Träger der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft und Ritter des herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens. 1859 kaiserlicher Rat.