Hochleitner, Albert (1893–1964), Politiker und Beamter

Hochleitner Albert, Politiker und Beamter. Geb. Blühnbach (Salzburg), 30. 1. 1893; gest. Wien, 8. 5. 1964; röm.-kath. Sohn des Försters Anton Hochleitner und dessen Frau Juliana Hochleitner, geb. Hauser, Bruder des Bezirksoberförsters und Abgeordneten zum Salzburger Landtag Adolf Hochleitner (geb. Filzmoos, Salzburg, 23. 9. 1881; gest. Hallein, Salzburg, 20. 8. 1966), Onkel des Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG Österreich und Präsidenten der Österreichischen Industriellenvereinigung Albert Hochleitner (geb. Wien, 4. 7. 1940); ab 1924 verheiratet mit Maria Hochleitner, geb. Pawlik (geb. Wien, 14. 8. 1898), Tochter des Senatspräsidenten Hugo Pawlik. – Nach der Matura 1914 in Salzburg wurde H. zu Beginn des 1. Weltkriegs eingezogen und 1915 schwer verwundet; zu Kriegsende Oberleutnant. 1919–23 studierte er an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, wo er Mitglied der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung Austria wurde; 1923 Dipl.Ing. Im selben Jahr wurde er Beamter der niederösterreichischen Landwirtschaftskrankenkasse, wechselte in der Folge jedoch als Bezirkssekretär der Landwirtschaftskammer bzw. als Bezirksbauernkammersekretär nach Wolkersdorf. 1926 trat H. in den Staatsdienst über, wo er bis 1931 als Laborleiter an der Landwirtschaftlich-chemischen Bundesversuchsanstalt in Wien tätig war. Anschließend übernahm er die Leitung des milchwirtschaftlichen Referats im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft. Von 1933 bis zu seiner Zwangspensionierung 1938 stand er im Rang eines Ministerialrats der Abteilung für Tierzucht und Milchwirtschaft vor. 1939–41 war H. in der Privatwirtschaft als Leiter eines Exportbüros in Wien und später bis 1945 als Leiter eines Schotterwerks tätig. Unmittelbar nach Kriegsende wurde er von der provisorischen Salzburger Landesregierung zum Direktor der wiedererrichteten Kammer für Landwirtschaft und Ernährung bestellt und u. a. mit der Auflösung des NS-Reichsnährstands betraut. Die Gründe für seine Nominierung als Landeshauptmann durch die ÖVP im Herbst 1945 lagen in seinen Spezialkenntnissen auf dem Gebiet der für die Lösung der damaligen Versorgungskrise essenziellen Milch- und Viehwirtschaft. Im Dezember 1945 wurde er in der konstituierenden Sitzung des Landtags einstimmig zum ersten gewählten Salzburger Landeshauptmann der 2. Republik gewählt. Zudem war H. von Dezember 1945 bis November 1948 Mitglied des Bundesrats. Die Probleme der Nachkriegszeit, verschärft durch den Aufenthalt von zehntausenden Flüchtlingen und Displaced Persons in Salzburg, standen im Mittelpunkt seiner Amtszeit. Daneben unterstützte H. den wirtschaftlichen Wiederaufbau sowie den fast völlig zum Erliegen gekommenen Fremdenverkehr. Zur Förderung der Landwirtschaft konnte er auf seine Kenntnisse und jahrelange Berufserfahrung im Landwirtschaftsministerium in der 1. Republik zurückgreifen. Mit Unterstützung der US-Besatzung gelang es ihm, eine erste Konsolidierung der Versorgungssituation zu erreichen. Nach seiner Demission im Dezember 1947 fungierte er bis 1960 als Generaldirektor der Ennstalkraftwerke AG in Oberösterreich. Der politisch motivierte Rücktritt stand im Zusammenhang mit angeblichen, später aber niemals bewiesenen Unregelmäßigkeiten bei der Verleihung von Staatsbürgerschaften. H. war ab 1947 Mitglied der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde und erhielt 1964 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

L.: Salzburger Nachrichten, 7. 12. 1945, 24. 12. 1947, 14. 5. 1964; Mitteilungen der Salzburger Gesellschaft für Landeskunde 105, 1965, S. 397; R. Kriechbaumer, Salzburgs Landeshauptleute der 2. Republik, 2002, S. 15ff. (mit Bild); R. Voithofer, Politische Eliten in Salzburg, 2007, S. 84ff. (mit Bild); O. Dohle, 150 Jahre Salzburger Landeshauptleute 1861–2011, 2011, S. 40ff. (mit Bild); O. Dohle, in: Salzburg – Wien: Eine späte Liebe. 200 Jahre Salzburg bei Österreich, ed. K. Gföllner u. a., 2016, S. 133ff.; Website des Österreichischen Cartellverbands (Zugriff 11. 4. 2017); Pfarre Filzmoos, Pfarre Werfen, beide Salzburg.
(G. Dohle)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)