Höchle (Hoechle), Johann Baptist (1754–1832), Maler

Höchle (Hoechle) Johann Baptist, Maler. Geb. Klingnau (CH), 19. 10. 1754; gest. Wien, 1. 1. 1832; röm.-kath. Sohn von Leonzi Höchle und Maria Höchle, geb. Schleiniger, Vater von →Johann Nepomuk Höchle; verheiratet ab 1787 in 1. Ehe mit Maria Katharina Höchle, geb. Ziegler (1754–1802), ab 1810 in 2. Ehe mit Barbara Scholl (auch Zoly, 1780–1836). – H. erlernte anfangs das Töpferhandwerk, zeigte beim Bemalen von Geschirr künstlerisches Talent und kam im Stift St. Blasien erstmals mit der Technik der Öl- und Freskenmalerei in Berührung. Danach studierte er Historienmalerei an der Akademie in Augsburg bei Joseph Hartmann. 1780 übersiedelte er nach München und wurde durch Kurfürst Karl Theodor von Bayern zum Hofmaler ernannt. 1793 reiste H. nach Wien, um Kaiser →Franz II. (I.) im Auftrag des Kurfürsten das Bild „Die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Kurfürsten in Frankfurt“ (Bayerisches Nationalmuseum, München) zu überreichen, für das er zwei große Medaillen und eine goldene Tabatiere erhielt. 1800 zog H. mit seiner Familie nach Wien. Hier malte er im kaiserlichen Auftrag die „Krönung Kaiser Franz II.“ und „Krönungsmahl im Frankfurter Römer“ (beide Franzensburg, Laxenburg) und erhielt 1802 die Stelle eines k. k. Hof- und Kammermalers und damit ein fixes Gehalt. In dieser Funktion entstanden weitere offizielle Bilder, u. a. für die Franzensburg „Vermählung Franz’ II. mit Maria Ludovica d’Este“, das daran anschließende „Hochzeitsbankett im Redoutensaal“ sowie „Krönungszug Ferdinands I. in Preßburg“. Außerdem malte H. mehrere Porträts des Kaisers (Franz I., Kaiser von Österreich, im Ornat des Leopoldordens, 1811, Universalmuseum Joanneum, Graz) sowie großformatige Ölbilder von bedeutenden Festen und Veranstaltungen des Hofs (Brautwerbung im Namen von Napoleon I. um die Hand von Erzherzogin Marie Louise im Zeremoniensaal der Wiener Hofburg, 1810, Die Trauung von Erzherzogin Marie Louise per procurationem mit Kaiser Napoleon I. in der Augustinerkirche in Wien, 1810, Die Übergabe von Erzherzogin Marie Louise an die französische Eskorte Kaiser Napoleons I. in Braunau, um 1810, alle Kunsthistorisches Museum, Wien). Bald nach seiner Ankunft in Wien fand H. in Johann Jakob Freiherr von Geymüller einen bedeutenden Mäzen. Für diesen malte er 1804 „Die Familie Geymüller mit Gästen im Pötzleinsdorfer Schlosspark“ sowie Porträts weiterer Familienmitglieder. Ab 1813 war H. an Ausstellungen der Akademie der bildenden Künste beteiligt, vornehmlich mit Köpfen und Szenen aus dem bäuerlichen Leben in der Art der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. In diesen Darstellungen (heute meist in Privatbesitz) beweist H. seinen Hang zur realistischen Schilderung alltäglicher Handlungen. Die beiden Köpfe „Alter Bauer, sein Pfeifchen stopfend“ und „Alte Frau mit einem Dukaten“ (beide vor 1820, Österreichische Galerie Belvedere, Wien) sind frühe Beispiele einer realistischen Porträtmalerei in Österreich.

L.: ADB; AKL; Czeike; HLS; Thieme–Becker; Wurzbach; Nach Barock und Klassizismus, bearb. B. Hardtwig, 1978, s. Reg.; I. Zitta-Habl, Johann Nepomuk H. (1790–1835) …, DA Wien, 2003; Europa in Wien. Der Wiener Kongress 1814/15, ed. S. Grabner u. a., Wien 2015, s. Reg. (Kat.); W. Telesko, in: Leopold Kiesling. Der Mythos von Mars und Venus mit Amor, ed. S. Grabner – St. Rollig, Wien 2019, S. 57ff. (Kat.).
(S. Grabner)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 348
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Johann Baptist Höchle, Alter Bauer, sein Pfeifchen stopfend, vor 1820. Öl auf Leinwand, 48 x 39,5 cm. Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Inv.-Nr. 3097