Hörfarter, Matthäus (1817-1896), Theologe

Hörfarter Matthäus, Theologe. * Kössen (Tirol), 11. 9. 1817; † Kufstein (Tirol), 23. 4. 1896. Besuchte nach Absolv. des Franziskanergymn. in Hall i. T. philosoph. Kurse an der Univ. Innsbruck, worauf er — obwohl ursprünglich für den Priesterberuf vorgesehen — an der Univ. Wien Med. stud., sich aber auch eingehend mit Phil. beschäftigte und sich den Lehren A. Günthers (s. d.) anschloß. Besuchte das Priesterseminar in Salzburg, 1843 Priesterweihe, dann Seelsorger in Mittersill, 1846 Subregens im Priesterhaus Kirchenthal. 1850 Erzieher im Haus des Fürsten Löwenstein-Wertheim, verbrachte er den Winter 1852/53 in Rom, wo er zum Dr. theol. promov. wurde. 1853 an die neuerrichtete Lehrkanzel für Fundamentaltheol. und Metaphysik nach Salzburg berufen, mußte er diese aber als Anhänger A. Günthers wieder verlassen und wurde 1859 Pfarrer und Dekan in Kufstein. Hier widmete er sich neben seiner seelsorgerlichen Tätigkeit vor allem Erziehungsfragen, reformierte das städt. Volksschulwesen, gründete 1869 eine weibliche Fortbildungsschule, 1870 den landwirtschaftlichen Bezirksver. — in dessen Rahmen Winterkurse abgehalten wurden — und 1870 den ersten Kindergarten Tirols, dem er 1872 die erste und einige Zeit einzige Kindergärtnerinnen-Bildungsanstalt Österr. angliederte. H., der sich schon während seines Salzburger Aufenthaltes dem Bergsteigen zugewandt hatte, schuf 1877 die Alpenver. Sektion Kufstein und leitete als deren Vorstand die Erschließung des Kaisergebirges. In Erkenntnis der wirtschaftlichen Bedeutung des Fremdenverkehrs errichtete er 1876–79 das Bad Kienbergklamm. H., auch Senior des Kollegiatkapitels in Mattsee, trat in seinen Schriften für die Trennung von Kirche und Staat ein.

W.: Die Aufgabe des Clerus in Deutschland, 1852; Zur Pädagogik des Kindergartens, 1882; Kufstein, Kienbergklamm und Umgebung, 1890; Concordat und Staatsverfassung in Österr., 1867–68 (Manuskript); Pädagogik des Kindergartens (Manuskript); etc.
L.: Salzburger Ztg. vom 7. 5. und Salzburger Chronik vom 9. 5. 1896; Mitt. DÖAV 1896, S. 113; EOA I; J. Angerer, Dr. M. H., sein Leben und Wirken, 1884; R. Sinwel, Dr. theol. M. H., 1899; Biograph. Jb. 1900.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 365
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