Hoffmann, Emanuel (1825–1900), Altphilologe

Hoffmann Emanuel, Altphilologe. Geb. Neiße, Preußen (Nysa, PL), 11. 4. 1825; gest. Wien, 6. 12. 1900; röm.-kath. H. studierte 1843–46 an der Universität Breslau, v. a. bei Friedrich Haase, wo er (nach einem Semester in Berlin) 1848 mit einer Arbeit zum „Amphitruo“ des Plautus promovierte. Es folgten Studienaufenthalte in Italien und Frankreich, und schon 1850 wurde H. ao. Professor für klassische Philologie in Graz. Nach dem frühen Tod von →Karl Josef Grysar wurde er 1856 als o. Professor an die Universität Wien berufen, wo er an der von →Hermann Bonitz und Grysar begonnenen Neugestaltung der klassisch-philologischen Studien mitwirkte. Im Unterricht behandelte er ein breites Spektrum von literarischen und antiquarischen, v. a. aber linguistischen Themen. Im Studienjahr 1868/69 war er Dekan des Professorenkollegiums der philosophischen Fakultät. Als Mitglied der Bibliothekskommission, der er seit 1874 angehörte, unterstützte er alle Bemühungen, die von staatlicher Seite verwaltete Universitätsbibliothek in den selbstständigen Verantwortungsbereich der Universität zu überführen sowie die Neuanschaffungen und die Benützungsbedingungen nach den Vorstellungen der Professorenschaft zu verbessern. Nach einem „Ehrenjahr“ trat er 1896 in den Ruhestand und war damit der am längsten im Amt befindliche Ordinarius für klassische Philologie in der Geschichte der Universität Wien. H.s wissenschaftliche Arbeiten umfassen zahlreiche Beiträge zur Textkritik und Erklärung antiker Schriftsteller sowie zur Mythologie und zur römischen Literaturgeschichte, deren Ergebnisse von der Fachwelt unterschiedlich bewertet wurden. Dagegen fanden seine Untersuchungen zur lateinischen Syntax breite Zustimmung. Seine bedeutendste Leistung ist jedoch die auf neuer handschriftlicher Grundlage basierende Ausgabe von Augustinus’ „De civitate Dei“ im CSEL (Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum 40, 2 Bde., 1899–1900), deren Erfolg allerdings durch die parallel erschienene Teubneriana von Dombart (später Dombart / Kalb) relativiert wurde. Daneben brachte H. eine Reihe von Schulausgaben mit ausführlichen Einleitungen heraus (Vergil, Caesar, Auswahl aus römischen Historikern), die an Gymnasien intensive Verwendung fanden. Er war ab 1872 korrespondierendes Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und wurde 1891 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Klasse ausgezeichnet.

Weitere W.: De Plautinae Amphitruonis exemplari et fragmentis, Diss. 1848; P. Virgilii Maronis Aeneidos Epitome, 1853 (für Schulzwecke umgearbeitet und mehrfach aufgelegt); C. Iulii Caesaris commentarii, 1856ff.; Homeros und die Homeriden-Sage von Chios, 1856; Die Construction der lateinischen Zeitpartikeln, 1860, 2. Aufl. 1873; Studien auf dem Gebiete der lateinischen Syntax, 1884; Das Modus-Gesetz im lateinischen Zeitsatze, 1891.
L.: NFP, 7. (mit Parte), Neues Wiener Journal, 8. 12. 1900; Almanach Wien 51, 1901, S. 324f.; Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 52, 1901, S. 286ff.; Th. Mayerhofer, Der Lehrkörper der Philosophischen Fakultät von 1848 bis 1873, phil. Diss. Wien, 1982, S. 103; F. Römer – H. Schwabl, in: Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften 5, ed. K. Acham, 2003, S. 75.
(F. Römer)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 376
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