Hohenfels-Berger, Stella Freifrau von; (geb. Loderbang?) (1857-1920), Schauspielerin

Hohenfels-Berger Stella Freifrau v. (geb. Loderbang?), Schauspielerin. * Florenz, 16. 4. 1857; † Wien, 21. 2. 1920. Italien. war die Sprache der Kindheit, Französ. die der in Paris, im Sacré Coeur, verbrachten Jugend. Vor Ausbruch des Dt.-Französ. Krieges kam sie in ein Internat bei Stuttgart, und dort erst hatte sie die erste Berührung mit dt. Kulturgut und vervollkommnete sich in jener Sprache, die ihr anfänglich die „langue du diable“ schien, in der sie jedoch bald größte Triumphe feiern sollte. Theater, im Sacré Coeur ein verbotener Begriff, wurde nun zum entscheidenden Erleben und die Überzeugung, als Schauspielerin Großes leisten zu können, nahm feste Form an. Meteorartig begann der Aufstieg. Schon 1873 spielte sie die Luise am Berliner Nationaltheater, trat am 1. September desselben Jahres in den Verband des Burgtheaters ein, wurde 1881 Hofschauspielerin und 1887 auf Lebenszeit verpflichtet. Jahrzehntelang war sie die Erfüllung eines Ideals, die Gestalterin jenes Bildes, das sich der Zeitgeschmack von einem jungen Mädchen ausgemalt hatte, und blieb es mit beispielloser Stilkraft, auch als ein Übergang in ein anderes Fach kaum mehr möglich, als das Bild des jungen Mädchens längst ein anderes geworden war. Wie stark ihre Fähigkeit, ihre Persönlichkeit gewesen ist, geht aus der Vielzahl der von ihr gestalteten, oft sehr verschiedenen Rollen hervor. Sie stand auf dem Höhepunkt ihrer Darstellungskunst, als 1910 Alfred Frh. v. Berger (s. d.), mit dem sie seit 1889 verheiratet war, die Leitung des Burgtheaters übernahm. Als Frau des Dir. war ihr jede Tätigkeit verwehrt. H. zog sich aus dem öffentlichen Leben mehr und mehr zurück, trat nach dem Tode ihres Gatten kaum mehr in Erscheinung. Der schwere Schatten einer unheilbaren Krankheit verdüsterte ihre letzten Jahre. Sie, deren Stimme Theaterabende zum Erlebnis hatte werden lassen, litt an einem krebsartigen Leiden in der Mundhöhle und war zu unartikuliertem, andeutendem Stammeln verurteilt, bis der Tod die große Schauspielerin erlöste.

Hauptrollen: Luise, Desdemona, Iphigenie, Käthchen, Minna v. Barnhelm, Libussa, Georg, Puck, Ariel, Euphorion, Harriet, Rosi, Viola, Perdita, Hannele, Prinzessin (Tasso), Mona Vanna, Klärchen, Ophelia, Esther, Maria Stuart, Königin (Don Carlos), etc.
L.: Bühne und Welt, Jg. 3, 1901; N.Fr.Pr. vom 20. und 25. 2., Neues Wr. Tagbl. vom 22. 2., Ill. Wr. Extrabl. vom 23. 2., Der Neue Tag vom 22. 2., Der Morgen vom 24. 2. 1920; Wr.Ztg. vom 27. 2. 1920 und 14. 4. 1957; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnenlex. der dt. Theater, 1892; Kosch, Theaterlex. (s. Berger-Η.); Rub; Lex. der Frau; Wer ist’s? 1908.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 10, 1959), S. 391
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