Hribar, Ivan (Johann); Ps. Trzinski (1851–1941), Politiker, Publizist und Dichter

Hribar Ivan (Johann), Ps. Trzinski, Politiker, Publizist und Dichter. Geb. Tersain, Krain (Trzin, SLO), 19. 9. 1851; gest. Ljubljana, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SLO), 18. 4. 1941 (Suizid). Sohn des Kleinbauern Franz Hribar und dessen Frau Marianna Hribar, geb. Roshizh. – H. absolvierte 1867 das Gymnasium in Laibach. Ab 1870 war er für die Prager Bank Slavija tätig und leitete 1876–1919 deren Laibacher Filiale. 1882–1910 war H. Mitglied des Laibacher Stadtrats, 1896–1910 Bürgermeister. 1889–1907 fungierte er daneben als Landtagsabgeordneter (Mitglied und Vorsitzender diverser Ausschüsse), 1907–11 saß er im Abgeordnetenhaus des Reichsrats. H. gehörte den liberalen Mladoslovenci (Jungslowenen) an und war eng mit →Ivan Tavčar befreundet. Er setzte sich für slowenische nationale Anliegen und das politische Programm „Zedinjena Slovenija“ („Vereinigtes Slowenien“) ein. Zugleich war er ein Gegner der Deutschkrainer, ging jedoch mit dem deutschen Verfassungstreuen Großgrundbesitz 1896 eine Koalition ein, um damit die slowenischen Konservativen zu entmachten. H. war weiters Mitbegründer der Mestna hranilnica (Städtische Sparkasse) sowie der Ljubljanska kreditna banka (Laibacher Kreditanstalt, 1900–16 Leiter). Er setzte sich 1892 für die Verstaatlichung der Südbahn und in den folgenden Jahren auch für den Bau weiterer Eisenbahnlinien ein, weiters 1900 für eine Volkszählung auf Basis der Nationalität, 1903 für den Ausbau des slowenischen Schulwesens und 1903–04 für die Errichtung einer slowenischen Universität. Ebenso forcierte H. die Gründung eines dalmatinischen bzw. slawischen Lloyd. Während seiner Amtszeit als Bürgermeister wurden etwa das Wasser- und Gaswerk, das Wasserkraftwerk, die sogenannte Drachenbrücke (Zmajski most), die Straßenbahn, das öffentliche Bad sowie die Armenversorgungsanstalt errichtet bzw. ausgebaut. Sein Hauptverdienst war, dass die Stadt nach dem verheerenden Erdbeben von 1895 rasch wiederaufgebaut wurde. H. sympathisierte mit dem Panslawismus und war um engere Beziehungen zu Russland bemüht. Während des Balkankriegs sammelte er Spenden für das serbische Rote Kreuz. Nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde H. auf Grund seiner Affinität zu Russland verhaftet und musste nach Abtenau übersiedeln. Nach seiner Rückkehr 1918 verkündete er Ende Oktober desselben Jahres die Abspaltung von Österreich und die Gründung des neuen Staats der Slowenen, Kroaten und Serben der früheren Monarchie. H. wurde zuerst Vizevorsitzender des Narodni svet in Ljubljana, später Mitglied des Narodno vjeće in Zagreb sowie des Parlaments in Belgrad. 1919–21 fungierte er als Botschafter in Prag und 1921–23 als Landesverwalter für Slowenien mit Sitz in Laibach. H., der vorerst naiv an eine Gleichberechtigung aller slawischen Völker innerhalb Jugoslawiens geglaubt hatte, verlor jedoch rasch an Einfluss und zog sich deshalb aus der Politik zurück. Als Politiker war er zuerst radikal, später jedoch zunehmend pragmatisch. H. sprach mehrere slawische Sprachen und bereiste weite Teile Russlands. Vereine, die sich für das Slowenentum einsetzten, unterstützte er tatkräftig. Bereits mit 16 Jahren begann H., geistliche Gedichte zu übersetzen und selbst unter Pseudonym zu schreiben. 1872 veröffentlichte er gemeinsam mit →Lipe Haderlap die Gedichtsammlung „Brstje“. Er arbeitete auch an verschiedenen Zeitschriften wie „Zgodnja danica“, „Slovenski narod“, „Učiteljski tovariš“ und „Jadranska zarja“ mit. Weiters fungierte er als Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „Slovan“ (1884–87). Sein Traum von einem geeinten Slowenien zerbrach endgültig 1941 mit der deutschen bzw. italienischen Invasion, woraufhin er einen Abschiedsbrief schrieb und Selbstmord beging.

Weitere W.: Moji spomini, 4 Bde., 1928–33 (mit Bild).
L.: SBL (mit Bild); Stenographische Protokolle der XVI. Sitzung des krainischen Landtags vom 16. 2. 1895, 1895, S. 428ff.; M. Drnovšek – M. Kambič, Ljubljana na starih fotografijah, 1985, S. 130; Z. Kržišnik, Slovenski politiki izza pomladi narodov, 1994, S. 146ff.; „Homo sum ...“. I. H. in njegova Ljubljana, ed. T. Čepič u. a., 1997; Ljubljanski župani skozi čas ... 1504–2004, 2004, S. 126; I. Žmuc, in: Slovensko meščanstvo od vzpona nacije do nacionalizacije 1848–1948, ed. J. Dežman u. a., 2008, S. 95ff. (mit Bild); Hribarjev zbornik, ed. I. Grdina, 2010; Z. Torkar, Hribarjevo leto v Trzinu, ob 160. letnici rojstva in 70. letnici smrti I. H., 1851–1941–2011, 2011; Nadškofijski arhiv, Ljubljana, SLO.
(R. Lampreht)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 10, 1959), S. 439
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