Huber, Alfons (1834-1898), Historiker

Huber Alfons, Historiker. * Schlitters (Zillertal, Tirol), 14. 10. 1834; † Wien, 23. 11. 1898. Kleinbäuerlicher Herkunft. Vom Dorfpfarrer wurden H.s hist. Interessen geweckt; er besuchte die Gymn. in Hall und Innsbruck, stud. 1855–59 als Schüler J. Fickers (s. d.) an der Univ. Innsbruck, 1859 Dr.phil., 1860 Priv. Doz. für alte und österr. Geschichte an der Univ. Innsbruck. Durch seine Arbeit über die österr. Freiheitsbriefe schuf er sich bald einen geachteten Namen, 1863 o. Prof. für allg. Geschichte, 1870 o. Prof. für österr. Geschichte, der sein Lebenswerk vor allem gewidmet war, wenn er auch in der Erforschung der erzählenden und urkundlichen Quellen zur allgemeinen und dt. Geschichte des Spätmittelalters Bedeutendes geleistet hat. H. nahm am geistigen Leben der Landeshauptstadt starken Anteil und erwarb sich 1881–87 als Vorstand des Tiroler Landesmus. durch dessen bauliche und wiss. Ausgestaltung große Verdienste. In Innsbruck begann er auch sein Hauptwerk, die monumentale Gesamtdarstellung der österr. Geschichte, von der er 5 Bde. (über die Zeit bis 1648) zu publizieren vermochte (Bd. 6 und 7 von O. Redlich). Das Werk, für das H. zahlreiche, zeitraubende Vorarbeiten leisten mußte, zeigte die für ihn charakterist. Vorzüge gründlicher Quellenforschung, klarer und übersichtlicher Gliederung. H.s Hauptaugenmerk galt der polit. Geschichte, in deren Darstellung er allerdings Verfassung und Verwaltung, gelegentlich auch Bevölkerungs- und Wirtschaftsgeschichte einbezog. H.s Stil wirkt etwas trocken und da der Autor auch auf eine betonte „Deutung“ verzichtete, wurde sein Werk stets mehr von den Fachhistorikern als von einem weiteren Leserkreis geschätzt. 1887 o. Prof. für allg. und österr. Geschichte an der Univ. Wien, 1867 Mitgl., 1891 Sekretär der phil.-hist. K1., 1893 Generalsekretär der Akad. d. Wiss. in Wien. In weltanschaulicher Hinsicht vertrat H. gemäßigt liberale Ansichten, seine Werke sind durch einen unbeirrbaren Willen zur Objektivität gekennzeichnet.

W.: Über die Entstehungszeit der österr. Freiheitsbriefe, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl., Bd. 34, 1860; Die Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden, 1861; Geschichte der Margarethe Maultasch, 1863; Geschichte der Vereinigung Tirols mit Österr., 1864; Geschichte des Herzogs Rudolf IV. von Österr., 1865; Die Zeit der ersten Habsburger von Albrecht I. bis Rudolf IV., 1866; Fontes rerum Germanicarum IV (aus dem Nachlaß von J. Fr. Böhmer), 1868; Rudolf von Habsburg vor seiner Thronbesteigung, in: Almanach Wien, F.S., 1873; Die Regesten des Kaiserreichs unter K. Karl IV., in: Regesta Imperii VIII, aus dem Nachlaß von J. Fr. Böhmer, 1877; Geschichte der österr. Verwaltungsorganisation bis zum Ausgang des 18. Jhs., 1884; Geschichte Österr., 5 Bde., 1885–96; Österr. Reichsgeschichte, 1895, 2. Aufl. bearbeitet von A. Dopsch, 1901; Stud. über die Korrespondenz der Generale Gallas, Aldringen und Piccolomini im Februar 1634, 1895; Geschichte der Gründung und der Wirksamkeit der k. Akad. d. Wiss. während der ersten 50 Jahre ihres Bestandes, 1897; etc.
L.: Wr.Ztg. vom 23. 12. 1898; G. Mang, A. H., Diss. Wien, 1953 (Werksverzeichnis); Feierl. Inauguration 1899/1900; Almanach Wien, 1899; MIÖG 20, 1899; Z. des Ferdinandeums, F. 3, 43, 1899; Hist. Vierteljahrsschrift 2, 1899; Biogr. Jb. 1900; ADB; Kosch, Das kath. Deutschland.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 10, 1959), S. 442f.
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