Hüttenbrenner, Anselm (1794-1868), KomponistHüttenbrenner Anselm, Komponist. * Graz, 13. 10. 1794; † Ober-Andritz b. Graz, 5. 6. 1868. Sohn eines Gutsbesitzers; Großonkel des Folgenden; nach Klavier-, Gesangsstud. und der Absolv. des Lyzeums in Graz trat H. auf Wunsch seiner Eltern 1811 in das Zisterzienserstift Rein b. Graz ein, wo er zweieinhalb Jahre als Novize zubrachte. Dann abwechselnd in Graz und Wien, stud. er bis 1818 Jus. Gleichzeitig Schüler des k.k. Hofkapellmeisters A. Salieri, der ihm das ehrenvollste Zeugnis ausstellte und besonders seine Anlage zur Vokalkomposition bestätigte. Eine innige Freundschaft verband ihn mit F. Schubert und L. v. Beethoven (s. d.), an dessen Totenbett er allein mit der Schwägerin des Meisters weilte. 1821, nach dem Tod seines Vaters, übernahm er die Verwaltung des väterlichen Besitzes und beschäftigte sich mit Komponieren und dem Abfassen musikkrit. Betrachtungen. 1825–29 und 1831–39 stand er dem 1815 gegründeten Steiermärk. Musikver. als Dir. vor und widmete sich als solcher besonders dem Ausbau der Musikschulen. Die schaffensvolle Zeit brach jedoch mit dem Tode seiner Frau 1848 jäh ab; er übersiedelte 1852 nach Radkersburg, ging 1853 nach Marburg a. d. Drau und nahm nach verschieden langen Aufenthalten in Wien, Graz, Marburg, Radkersburg, Pettau und Cilli 1859 in Ober-Andritz bei Graz seinen letzten Wohnsitz.
W.: Opern: Armella oder die beiden Viceköniginnen, Lenore, Oedip zu Colonos; 25 geistliche Werke (darunter das in Wien für F. Schubert und in Graz für A. Salieri, Beethoven und K. Franz I. aufgeführte Requiem in c-Moll); 5 große weltliche Chorwerke; ca. 360 Lieder für eine oder mehrere Stimmen; 165 Chorwerke. Werksverzeichnis (Manuskript), Stadtbibl. Wien.
L.: Grazer Tagespost 1863, n. 173, 178, 179, 1868, n. 142, 144, 146 (auch als Separatdruck erschienen), n. 244; K. Kurth, A. H. als Liederkomponist, Diss. Köln, 1932; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Grove; Moser; Riemann; Wurzbach; ADB 50; F. Bischoff, Chronik des Steiermärk. Musikver., 1890; Heimgarten 17/4, 1893; O. E. Deutsch, A. H.s Erinnerungen an F. Schubert, in: Jb. der Grillparzer-Ges. 16, 1906; H. Federhofer, Musikleben der Steiermark, in: Steiermark – Land, Leute, Leistung, 1956; E. Eisbacher, Das Grazer Konzertleben von 1815–März 1839, Diss. Graz, 1957; R. Weis-Ostborn, Beethovens letzte Stunden (mit A. H.s Bericht), in: Aus dem Musikleben des Steirerlandes, 1924; R. Feigl, Klar um Schubert, 1936; T. C. L. Pritchard, The Unfinished Symphony, in: Music Review 3, 1942; M. Friedländer, Das dt. Lied im 18. Jh. II, 1902; O. E. Deutsch, Schuberts Aufenthalt in Graz 1827, in: Die Musik, Bd. 22, 1906/07.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 11, 1961), S. 6