Jel(l)ačić von Bužim, Josef Gf. (1801-1859), Banus und Feldzeugmeister

Jel(l)ačić von Bužim Josef Graf, General und Banus. * Peterwardein (Petrovaradin, Vojvodina, Jugoslawien), 16. 10. 1801; † Agram, 19. 5. 1859. Ältester Sohn des FML Franz Baron v. J. (1746–1810), der wegen der Verteidigung von Feldkirch gegen die Franzosen (1799) mit dem Maria-Theresien-Orden ausgezeichnet worden war. Früh verwaist, absolv. er das Theresianum, wo er sich besonders für Geschichte und Sprachen interessierte, wurde 1819 Lt. in einem Dragonerrgt., 1831 Hptm. im Oguliner Grenzrgt. 3, 1837 Mjr. und zum IR. 48 versetzt, 1841 Obstlt. und Kmdt. des 10. Banal-Grenzrgt. Als sich im März 1848 die Stimmung der Kroaten gegen die neue ung. Regierung wandte, verfocht er in zahlreichen feurigen Reden die Rechte der Kroaten. Die Regierung in Wien kam den Wünschen einer Abordnung von 400 kroat. Würdenträgern zuvor: am 23. 3. erhielt der zum GM, 14 Tage später zum FML beförderte und zum Geh. Rat ernannte J. die erneuerte Würde des Banus ohne Zustimmung der ung. Regierung, und bei seiner Installierung am 25. 3. legte er den in der ung. Verfassung vorgesehenen Eid nicht ab. Angesichts der fortdauernden Gärung in Kroatien hatten aber ung. Gegenzüge Erfolg. Vergebens verlangte K. Ferdinand (s. d.) die Absage der eigenmächtigen Einberufung des Landtags auf den 5. 6. durch J. Obwohl seine Vorladung an das Innsbrucker Hoflager scheinbar mit seiner Rechtfertigung endete, erfuhr er auf der Heimreise von zwei auf den 10. 6. datierten, doch erst am 18. 6. von Min.-Präs. Batthyány veröffentlichten kgl. Manifesten, die ihn wegen Unbotmäßigkeit seiner Ämter und Würden enthoben und in den Anklagezustand versetzten. Darauf übertrug ihm am 29. 6. der Sabor diktator. Gewalt. Eine von Erzh. Johann im Juli angeregte Aussprache zwischen J. und Batthyány in Wien blieb erfolglos, doch nicht ohne schon die Spaltung der Sympathien in Bevölkerung und Garnison der Residenzstadt sichtbar werden zu lassen. Die Siege der bewaffneten Macht in Oberitalien und Prag drängten den am 12. 8. nach Wien zurückgekehrten K. in eine neue Richtung. Jetzt erschienen die Fortschritte der ung. Unabhängigkeitsbewegung gefährlicher als die noch immer behauptete Stellung des Banus, der nun sogar in einem kgl. Handbillet vom 31. 8. dem Palatin Erzh. Stephan als berufener Sprecher Kroatiens bezeichnet und in seiner Würde am 4. 9. neu bestätigt wurde. Am 12. 9. überschritten kroat. Truppenteile von 40.000 Mann die Drau, Ende September gelang ihre Vereinigung bei Stuhlweißenburg. Der Palatin trat, da er keine Verständigungsmöglichkeit mehr sah, zurück. Doch am 30. 9. verzichtete J. nach einer Schlappe bei Pákozd auf seine Offensive gegen die ung. Hauptstadt, wandte seine Marschrichtung scharf westlich und erreichte am 6. 10. die österr. Grenze. Gleichzeitig verhängte das kgl. Manifest vom 3. 10. den Belagerungszustand über Ungarn und verlieh dem von der anderen Seite als „Landesverräter“ beschuldigten J. als kgl. Kommissär die Vollmachten eines alter ego des Monarchen, zugleich mit dem Oberbefehl über alle königstreuen Truppen der Länder der Krone. Die Abzweigung eines Baons. der Hauptstadt zu seiner Unterstützung veranlaßte am 6. 10. den Ausbruch blutiger Unruhen, denen auch sein Gönner, der Kriegsmin. Gf. Baillet de Latour (s. d.) zum Opfer fiel. J., der an den Kämpfen zur Niederwerfung der Wr. Revolutionäre vom 26.–31. 10. wesentlichen Anteil hatte, hemmte durch die Gefechte bei Schwechat und Schwadorf das Vordringen der Ungarn, gegen die er auch 1849, inzwischen zum FZM befördert, an der Spitze des 1. Armeekorps kämpfte, bis er zu den Verhandlungen über die künftige staatsrechtliche Stellung Kroatiens nach Wien berufen wurde, wo sein Vorschlag, die südslaw. Länder in einem Königreich Illyrien zu vereinen, jedoch keine Billigung fand. Die Beruhigung der nach der Neuregelung auftretenden Unzufriedenheit der Kroaten ist vor allem das Verdienst J.s, der 1849 mit dem Kommandeurkreuz des Milit.-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet wurde und 1854 ein Korpskmdo. in der an der Ostgrenze des Reiches stationierten Observationsarmee erhielt. J., der zum Nationalhelden Kroatiens wurde, war Gouverneur von Fiume und Dalmatien, seit 1848 Geh. Rat, ab 1851 Inhaber des IR. 46 und der Banater Rgt. 10 und 11 sowie ab 1873 „auf immerwährende Zeiten“ Inhaber des IR. 79. 1854 Gf. Er verfaßte Gedichte in dt. Sprache, deren Stil von Schiller und Lenau beeinflußt war.

W.: Kroatiens Jubel (Dramolett), 1814; Gedichte, 1851.
L.: Jellacsichiade. Heldengedicht, 1850; C. A. Schweigerd, Österr. Helden und Heerführer, 3, 1854, S. 1365 ff.; Österr. Rundschau, 8, 1906; R. Horvat, Ban J., 1909; F. Šišić, Kako je J. postao banom (Wie J. Banus wurde), 1923; F. Hauptmann, Banus J. und FM Fürst Windischgrätz, in: Südostforschungen, Bd. 15, 1956, S. 372 ff.; ders., Das Programm des Banus J. zum Umbau Österreichs i. J. 1848, Ber. über den 4. Österr. Historikertag, 1957; J. v. Neustädter, Le ban J. et les événements en Croatie depuis l’an 1848, 2 Bde., 1940–42; Neue Österr. Biogr., 11, 1957; Alten 5; Hirtenfeld; R. Kiszling, Die Revolution im Kaisertum Österr. 1848/49, 1948; ders., Die Kroaten, 1956; Brümmer; Kosch; Wurzbach; ADB; Masaryk 3; Nar. Enc. 2; Otto 13; Révai 10; Enc. Jug. 4.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 99f.
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