Jenny, Melchior (1785-1863), Fabrikant

Jenny Melchior, Fabrikant. * Ennenda (Schweiz), 6. 11. 1785; † Hard (Vorarlberg), 12. 10. 1863. Aus einer Schweizer Fabrikantenfamilie, Vater des Industriellen Samuel J. (s. d.). Gründete nach einer Informationsreise durch Deutschland und Österr. 1825 unter finanzieller Beteiligung seines Schwiegervaters S. Schindler (1762–1830) eine Türkisch-Rot-Färberei in Hard am Bodensee, die bereits 1833 vergrößert werden mußte (Ankauf des Schlößchens Mittelweierburg), und gliederte der Fa. 1832 eine Spinnerei in Lerchenau (später in eine Weberei umgewandelt) sowie 1834 eine Druckerei für Woll- und Halbwollwaren an. Regte die Gründung einer Spinnerei in Kennelbach an, die 1838 als A.G. unter Leitung der Fa. J. & Schindler eröffnet und bald darauf mit einer Weberei – 1850 nach Liebenstein verlegt – verbunden wurde. Beide Betriebe gingen 1854 in den Alleinbesitz der Gründer über und wurden 1861 mit der Stammfa. in einem Familienkonzern vereint. J., ein gewiegter Geschäftsmann, trat für die Errichtung einer eigenen Handelskammer für Vorarlberg ein. Die Fa. wurde von den Erben schon 1867 geteilt: Mittelweierburg und Liebenstein erhielten Angehörige der Familie Schindler, Samuel J. die Druckerei und Färberei in Hard sowie die Weberei in Lerchenau, während Kennelbach als Fa. „Spinnerei Kennelbach von J. & Schindler“ weitergeführt wurde und in der Folgezeit unter der Leitung von Cosmus J. (1838–1905) neuerlichen Aufschwung nahm. Cosmus J. nahm 1889 in Telfs (Tirol), 1892 in Imst, 1895 in Mittenbrunnen (Vorarlberg) und 1899 in Serpuchow (Rußland) Baumwollspinnereien und Webereien in Betrieb, von denen letztere im Ersten Weltkrieg verlorengegangen ist, während die Vorarlberger Betriebe 1927 als „Textilwerke Schindler & Cie“ aus dem Verband der Fa. „J. & Schindler“ gelöst wurden.

L.: Exner, Bd. 1, S. 264; Großind. Österr., Bd. 4, S. 246ff., 265, Erg. Bd., S. 30ff.; Slokar, S. 310; H. Nägele, Das Textilland Vorarlberg, 1949, s. Reg.; 125 Jahre Jenny & Schindler, 1825–1950, 1950.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 106f.
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