Jettmar, Rudolf (1869-1939), Maler und Graphiker

Jettmar Rudolf, Maler und Graphiker. * Zawodzie (Galizien), 10. 11. 1869; † Wien, 21. 4. 1939. Sohn eines Privatbeamten; stark mus. veranlagt, sowohl für Musik wie für die bildenden Künste. Nach anfänglichem Widerstand des Vaters stud. er an der Wr. Akad. d. bild. Künste bei F. Rumpler, Ch. Griepenkerl (s. d.) und A. Eisenmenger (s. d.), der ihn wegen seiner zeichner. Exaktheit und formalen Sicherheit schätzte. In diesen Jahren von seiner Familie kaum unterstützt, lernte er bitterste Not kennen. 1892 verließ er Wien, um in Karlsruhe bei K. Ritter weiterzustud., 1893 wanderte er zu Fuß durch den Schwarzwald bis in die Schweiz und zog von hier weiter nach Italien. 1894 arbeitete er vier Monate als Dekorationsmaler in Leipzig; die Technik, große Flächen zu beherrschen, interessierte ihn. 1895 ging er nach Dresden und erhielt dann von Wien aus den Rompreis. Ab 1897 blieb J. in Wien und besuchte die unter der Leitung von W. Unger stehende Meisterschule für Graphik. In der Radierung nun fand er das ihm gemäße Ausdrucksmittel. Er trat damals mit mehreren Arbeiten erfolgreich an die Öffentlichkeit. 1898 Mitgl. der neugegründeten Künstlervereinigung „Wr. Sezession“, bald darauf Lehrer an der Kunstschule für Frauen und Mädchen. 1910 o. Prof. der Akad. der bild. Künste in Wien, bis 1928 wirkte er an der allg. Malerschule, deren Leitung er 1925–27 innehatte. Außerdem führte er 1924/25 eine Meisterschule für Malerei. Im Herbst 1928 übernahm er nach dem Tode Schmutzers die Leitung der Meisterschule für graph. Künste. 1936 i.R. J., dessen Themen der Kampf der Götter, Kampf der Elemente, Kampf gigant. Ungeheuer und der Kampf des Menschen mit ihnen allen sind, hatte sich immer wieder mit der Farbe auseinanderzusetzen. Wo sie wegfällt, wie bei den gezeichneten und radierten Bll., kommt seine Eigenart wohl am reinsten zum Ausdruck. Neben seinem graph. Werk schuf er großfigurale Kompositionen, ernste Landschaften in Öl und Aquarell, versuchte sich erfolgreich in Lithographie und Holzschnitt und war ein angesehener Illustrator. Allen seinen Werken ist die musikal. Grundstimmung eigen.

W.: Fresken für das Stiegenhaus, Palais Wittgenstein, Wien IV., 1902; Durchzug der Kinder Israels durch das Rote Meer (Kasein auf Mörtel), Villa Bauer, Wien-Hütteldorf, 1905; Kartons für Glasmosaiken (Verkündigung, Schutzengel), Seitenaltäre der Kirche Am Steinhof, Wien XIV., 1908; Lünette, Österr. Mus., Wien I„ 1909; Apollo, Tempera-Deckenbild, Kurhaus Meran, 1914; Vier bibl. Themen, Grabkapelle Hainfeld, N. Ö., 1916; Ölgemälde; Selbstbildnis, 1896; Drachen und Ungeheuer, Moderne Galerie Prag, 1903; Das Gewitter, ebenda, 1907; Allegorien des Handels, 6 Bilder für Bank-A.G., Wien; Die Opferung der Tochter Jephtas, Hist. Mus. Wien; Pfingstfest, Karton für einen Teppich für Sa. Maria Maggiore, Trient, 1912; Über 100 Radierungen; Zyklen: Die Stunden der Nacht, 12 Radierungen, 1905; Byrons „Kain“, 8 Radierungen, 1920; Illustrationen für die Z. „Jugend“, Federzeichnungen für „Ver sacrum“, Buchschmuck (Steinradierungen, Farbdruck, Strichätzungen) für „Gottesstimme“, religiöse Gedichte von R. Zoozmann, 1924; Exlibris; Plakate.
L.: Wr.Ztg. und Die Presse vom 21. 4. 1949; Ber. der Akad. der bild. Künste in Wien, 1917, S. 56, 281; Mitt. der Ges. für vervielfältigende Kunst, 1920, S. 55–70 (Verzeichnis der graph. Arbeiten); Der getreue Eckart, Jg. 14, April, H. 7, 1937, Thieme–Becker; Bénézit 5; J. Bittner, Neubauten der Stadt Wien, Bd. 2, Kunst- und Kunstgewerbe, 1930; K. Ginhart, Wr. Kunstgeschichte, 1948, S. 467–71; Ausst. Österr. Landschaftsmalerei von Schindler bis Klimt (Graz), 1957, S. 15f.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 113
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