Jireček von Samokov Hermenegild, Rechtshistoriker. * Hohenmauth (Vysoké Mýto, Böhmen), 13. 4. 1827; † ebenda, 29. 12. 1909. Bruder des Politikers, Philologen und Literarhistorikers Josef J. (s. d.), Onkel des Vorigen; stud. an den Univ. Prag und Graz Rechtswiss. (1855 Dr.jur. mit der Schrift: „Über Eigentumsverletzungen und deren Rechtsfolgen nach dem altböhm. Recht“). Seinem Bruder nach Wien folgend, war er einige Zeit literar. Redakteur tschech. Ztgn. und verfaßte belletrist. Werke im Geiste der nationalen Romantik. Ein Singspiel „Tajemné psaní“ („Der geheimnisvolle Brief“), Musik von A. E. Titl, wurde 1852 von F. v. Suppé mit großem Erfolg im Theater a. d. Wien aufgeführt. 1854 trat J. in das Min. für Kultus und Unterricht ein, 1895 Sektionschef und i.R., 1884 Zentraldir. des Schulbücherverlages. Seine Ruhejahre verbrachte er in Hohenmauth. 1874–77 unterrichtete er Kronprinz Rudolf in der tschech. Sprache. 1861 nob. J. war Mitgl. der Akad. der Wiss. von Agram, St. Petersburg, Prag und Wien. Mit monumentalen Quelleneditionen und großen zusammenfassenden Darstellungen war J. für die böhm. und darüber hinaus für die slaw. Rechtsgeschichte bahnbrechend. Er betrieb seine Disziplin vom vergleichenden Standpunkt und war um die Freilegung der slaw. Wurzeln des böhm. Rechtes bemüht. Neben den rechtshist. stehen als Zeugnisse seines unermüdlichen Gelehrtenfleißes zahlreiche Werke zur polit., Literatur-, Kultur- und Lokalgeschichte Böhmens sowie zur hist. Geographie und Diplomatik.