Jüstel, Josef Alois (1765-1858), Politiker

Jüstel Josef Alois, Staatsmann. * Leitmeritz (Litoměřice, Böhmen), 7. 2. 1765; † Wien, 7. 4. 1858. Stud. am Prager Generalseminar, 1788 Priesterweihe, dann Katechet und Prediger in Leitmeritz, 1789 Präfekt am Generalseminar in Prag. 1783 Dr.phil., 1790 Dr.theol. 1790 wurde er Prof. für Moraltheol., 1794 auch für Pastoraltheol. am Grazer Lyzeum, 1792–98 akadem. Prediger und als solcher ein bekannter Kanzelredner. 1798–1815 Dir. der Bibl. des Grazer Lyzeums, 1802 Dir. der philosoph. Stud. in Graz, 1803 Gubernialrat und Referent für das gesamte Schul- und geistliche Stiftungswesen der Stmk. Er legte nun seine Professur zurück, doch war er 1803/04 Rektor des Lyzeums und Dekan des Domkapitels von Seckau-Graz, seit 1805 Dompropst. Als Referent in Bücherrevisionssachen hatte er in weitherziger und verständnisvoller Weise die Leitung der Bücherzensur in der Stmk. und wirkte 1814 auch als Referent für Studien- und Stiftungsangelegenheiten für die wiedergewonnenen illyr. Provinzen. 1815 Hofrat und Referent für das Studien- und Zensurenwesen an der Hofkanzlei in Wien, 1816 auch zum Beisitzer der Justizhofkomm. bestellt. 1829 provisor. mit den Agenden des Referenten für geistliche Sachen im Staatsrat betraut, wurde er 1831 zum wirkl. Geh. und k. k. Staats- und Konferenzrat und Referenten in geistlichen, seit 1835 auch in Studiensachen ernannt. Als solcher hielt er an den staatlichen Rechten in der Lenkung des geistlichen und religiösen Lebens und in der Leitung des äußeren Kirchenwesens fest, doch zeigt sich auch hier seine Mäßigung; J., von Metternich hochgeschätzt und mit Erzh. Johann (s. d.) befreundet, trat bei Auflösung des Staatsrates 1848 i. R. Nachdem er schon 1815 auf die Dompropstei Seckau-Graz resigniert hatte, wurde er 1816 zum Titularpropst von Ardagger ernannt; 1818 Propst der Kollegiatkirche von Alt-Bunzlau, 1835 infulierter Propst des Kollegiatkapitels zu Vyšehrad, womit er auch die böhm. Landstandschaft erhielt. J., 1823 und 1839 Rektor der Univ. Wien, stiftete 1839 ein Stipendium von 1800 fl. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1816 Mitgl. der theolog. Fak. der Univ. Padua, 1818 Senior der theolog. Fak. der Univ. Wien, 1830 Dr.h.c. der Univ. Pest, 1847 Geh. Rat.

W.: Gedächtnisrede auf den Tod K. Leopolds ΙI., 1792; Predigt von dem Einflusse des Glaubens an die Unsterblichkeit der Seele in unsere Tugend, 1792; Predigten von den Vortheilen, welche wir aus der Betrachtung der widrigen Schicksale ganzer Staaten ziehen sollen, 1792; Predigt vom 29. 12. 1793 um Gott für den so siegreich geendeten Feldzug zu danken, 1793; Predigt über Lucas I, 51 bei dem am 7. 4. 1793 zu Grätz begangenen Dankfeste, 1793; Rede bei der Eröffnung des Seckauer Priesterhauses, 1804; etc.
L.: Z. des hist. Ver. für Steiermark, Jg. 31, 1937, S. 139ff., Jg. 44, 1953, S. 99–109; Wurzbach; ADB; H. v. Srbik, Metternich 2, 1925. S. 16, 41, 366, 3, 1954, S. 113; E. Winter, Der Josefinismus und seine Geschichte, 1943, s. Reg.; F. v. Krones, Geschichte der Univ. Graz, 1886, S. 486ff.; Wappler, S. 442; Matricula facultatis theologicae in Universitate Vinadobonensi (de anno) 1836; U. A. Wien.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 142f.
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