Kachler, Johann; Ps. Relchak (1782–1868), Botaniker und Händler

Kachler Johann, Ps. Relchak, Botaniker und Händler. Geb. Leopoldstadt, Niederösterreich (Wien), 7. 2. 1782; gest. Nußdorf, Niederösterreich (Wien), 29. 2. 1868; röm.-kath. Sohn des Branntweiners Georg Kachler (gest. 23. 10. 1822) und der Magdalena Kachler, geb. Krammer (gest. 2. 2. 1834), Schwager des Schriftstellers Joseph Franz Emil Trimmel (1786–1867); ab 1808 in 1. Ehe verheiratet mit Katharina Kachler, geb. Hochenwarter (geb. 4. 6. 1785), ab 1827 in 2. Ehe mit Theresia Kachler, geb. Trimmel (geb. 12. 10. 1794; gest. 22. 1. 1852). – Nach dem Besuch der Normalschule und der Realakademie St. Anna in Wien wurde K. 1799 Buchhalter und Korrespondent im Großhandelsgewerbe. 1818 eröffnete er auf der Freyung in Wien eine Samenhandlung, die bald durch Ordnung und Reichhaltigkeit des Angebots – mehr als 10.000 Samensorten aus aller Welt waren vorrätig – internationale Bedeutung erlangte. K. gab gedruckte Verzeichnisse der bei ihm erhältlichen Sämereien heraus; besonders bedeutsam ist sein „Alphabetisch-tabellarisch-scientifisches Samen-Verzeichniss“ (1839), das nicht nur die lateinischen und deutschen Namen der Pflanzenarten, sondern auch die natürliche Verbreitung, den Standort, die Blütezeit und Blütenfarbe sowie das Jahr der Einführung nach Europa und die Preise der Samen für rund 10.000 Pflanzenarten enthielt. 1837 übersiedelte er die Samenhandlung in den Gundelhof am Bauernmarkt in Wien 1. In der Jugend mit Mathematik und Buchhaltung sehr vertraut, verfasste K. 1811 das Buch „Neueste Entdeckungen im Gebiete der allgemeinen Rechenkunst“ und galt, ähnlich wie →Franz von Spaun, als Mathematik-Genie. Daneben veröffentlichte er, teilweise unter Pseudonym, einige Theaterstücke und Gedichte, wie beispielsweise „Redewut“ (aufgeführt 1816), „Das Mädchen von Orléans“ (aufgeführt 1817/18) sowie „Karasans Traum“ (1822) und „Drahomira“ (1833). Später widmete er sich besonders der Botanik und legte 1829 ein zweibändiges „Encyclopädisches Pflanzen-Wörterbuch aller einheimischen und fremden Vegetabilien“, 1830 dann einen „Grundriss der Pflanzenkunde in Gestalt eines Wörterbuches der botanischen Sprache“ vor. Diese beiden Werke zeichnen sich durch ihren streng systematischen Charakter aus und bieten eine Fülle von Informationen in etymologischer, botanischer und kulturhistorischer Hinsicht. K. war u. a. ab 1827 korrespondierendes Mitglied der Royal Horticultural Society (London) und ab 1831 Mitglied der Mährisch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn.

L.: Der Wanderer, 7. 9. 1834; Goedeke, s. Reg.Bd.; Graeffer-Czikann; Stafleu; Wurzbach; F. Gräffer, Neue Wiener-Localfresken, 1847, S. 162ff.; A. Neilreich, in: Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien 5, 1855, S. 63; R. Steinbach, Österreichische Botaniker des 19. Jahrhunderts, die nicht an Hochschulen wirkten, 1959, S. 175f.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 2, 1965; Pfarre Maria Rotunda, Pfarre St. Leopold, Pfarre Nußdorf, alle Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)