Kaiser Karl (Charles), Offizier. Geb. Wien, 24. 4. 1914; gest. Schwaz (Tirol), 30. 12. 1999; mos., ab 1937 röm.-kath. Sohn des Architekten Theodor Kaiser (geb. Wien, 20. 8. 1888; gest. KZ Litzmannstadt, Deutsches Reich/PL, 7. 3. 1942; ermordet) und der Werra Weil, die, 1934 von ihrem Mann geschieden, nach dem „Anschluss“ 1938 nach England fliehen konnte. – K. besuchte das Gymnasium an der Stubenbastei (Wien 1), dann bis 1931 die Bundesrealschule „Schottenbastei“ (Wien 1). Nach einem dreimonatigen Hotelfachkurs arbeitete er 1932 als Hotelvolontär, diente 1933 für einige Wochen als Assistenzmann beim Infanterieregiment 4 des österreichischen Bundesheeres und war dann zeitweise ohne Beschäftigung. Ab 1929 auch beim Wiener Heimatschutz, zuletzt im Rang eines Gruppenkommandanten, ab November 1933 im Freiwilligen Schutzkorps, verblieb K. bis 1938 in den freiwilligen Wehrverbänden und gehörte offenbar auch der 1936 geschaffenen Frontmiliz an. Nach dem „Anschluss“ konnte er nach Mailand flüchten, wo er im erzbischöflichen Sekretariat Beschäftigung fand. Im September 1939 wandte er sich nach Frankreich, wurde jedoch als „feindlicher Ausländer“ festgenommen und u. a. im Lager Les Milles interniert. 1940 meldete er sich zum unbewaffneten militärischen Arbeitsdienst (Service de Prestation) und durchlief im darauffolgenden Jahr mehrere Internierungslager und Prestataire-Einheiten, ehe er im März 1941 entlassen wurde. Danach war K. einige Zeit als Landarbeiter in Südfrankreich tätig, gelangte von dort illegal nach Spanien, wurde jedoch 1942–43 im Lager Miranda de Ebro für einige Monate festgehalten. Im Juli 1943 gelangte er mit Hilfe der britischen Behörden nach England, wurde dort vom Geheimdienst Special Operations Executive (SOE) angeworben und zum Geheimagenten ausgebildet. Im April 1945 wurde K. als Leiter eines Zwei-Mann-Teams auf der Roßbachalpe in der Steiermark per Fallschirm abgesetzt und konnte zu Kriegsende in Zusammenarbeit mit den lokalen Widerstandskämpfern wesentlich zur Befreiung Knittelfelds beitragen. K. wurde wie →Anton Walter Freud nach dem Krieg zur British Army of the Rhine nach Deutschland abkommandiert, wo er im Rahmen der War Crimes Group (North West Europe) an der Ausforschung und Festnahme von Kriegsverbrechern wie der Schweizerin Carmen Mory, des lettischen SS-Sturmbannführers Viktors Arājs oder des Lagerkommandanten des KZ Loibl Jakob Winkler beteiligt war. 1948 verließ er, zuletzt Major, die Armee und war nach wechselnden Tätigkeiten 1956–69 Direktor der britischen Charterfluglinie (Cunard) Eagle Airways auf dem Flughafen Innsbruck-Kranebitten, wo 1966 auf seine Initiative hin erstmals ein Passagierflugzeug mit Düsenantrieb landete. Zuletzt für ein britisches Unternehmen in Sistrans tätig, trat K. Mitte der 1970er-Jahre in den Ruhestand.