Kaiserfeld (Blagatinschegg), Moriz von (1811-1885), Landeshauptmann

Kaiserfeld (Blagatinschegg) Moriz von, Staatsmann. * Schloß Mannsberg b. Pettau (Ptuj, Slowenien), 24. 1. 1811; † Schloß Birkenstein b. Birkfeld (Stmk.), 14. 2. 1885. Absolv. die philosoph. Jgg. und das Jusstud. an der Univ. Graz und wurde nach Ablegung der polit.-judiziellen Prüfung 1835 Justitiär der Gutsherrschaft Thannhausen, 1835 Verwalter der Herrschaft Birkenstein, mit deren verwitweter Besitzerin er sich 1838 vermählte. K., der sich reiche staatswiss. und hist. Kenntnisse angeeignet hatte und dem 1848 einberufenen verstärkten Landtag angehörte, sprach sich dort gegen den Wr. Sicherheitsausschuß aus. Als entschiedener Gegner des Wr. Radikalismus trat er in zahlreichen Presseartikeln für eine Änderung der Verhältnisse auf dem Wege von Reformen u.a. für die Aufhebung der Urbariallasten gegen Entschädigung der Grundbesitzer ein. 1849 Abg. zur Nationalversmlg. in Frankfurt, wurde er nach dem Ausscheiden der Österreicher aus derselben zur Mitarbeit an den Grundentlastungsgesetzen nach Wien berufen. Während der neoabsolutist. Ära im Hintergrund, wurde er 1861 in den steir. Landtag – wo seine Bestellung zum Landeshauptmann-Stellvertreter erfolgte – sowie in den Reichsrat gewählt, organisierte dort die dt. autonomist. Fraktion und verfocht heftig den Gedanken des Dualismus. 1867 wiedergewählt, wurde er Mitgl. des Ausschusses für den finanziellen Ausgleich mit Ungarn, Obmann der 1. Delegation und Mitgl. des Ausschusses für die Abänderung des Grundgesetzes über die Reichsvertretung. 1868–70 Präs. des Abg.-Hauses, nach seiner Ernennung zum Landeshptm. der Stmk. ab 1871 lebenslängliches Mitgl. des Herrenhauses. Er war ein entschiedener Vertreter des konstitutionellen Prinzipes sowie der Autonomie der Länder und trat u.a. gegen die Politik Rechbergs in der schleswig-holstein. Frage auf und opponierte gegen die Sistierung der Verfassung durch Belcredi (s. d.) sowie gegen die Fundamentalartikel Hohenwarts (s. d.). Große Verdienste erwarb sich K. durch sein Wirken für steir. Belange, so trat er u.a. 1863 im Landtag für die Vervollständigung der Grazer Univ. durch eine med. Fak. ein und unterstützte die Erhebung der Studienanstalt am Joanneum zu einer Techn. Hochschule (Statut 1864), den Ausbau der Eisenbahnen und die Schaffung eines Landesarchivs durch Vereinigung des Joanneum-Archivs mit den Beständen der landschaftlichen Registratur. K., 1850 Bürgermeister von Birkfeld, 1858 Mitgl. des Zentralausschusses, 1866 Präs. der Landwirtschaftsges. der Stmk., 1862 Präses, 1869 Ehrenpräs. des Hist. Ver. für Stmk., 1864 Dr.med. h. c. der Univ. Graz und 1878 Geh. Rat, legte 1884 aus Gesundheitsgründen seine öffentlichen Ämter zurück. Ein Onkel K.s, Josef B. v. K. (* Rosenhof b. Gonobitz, 1804; † Graz, 23. 3. 1882), war Advokat, Mitgl. des Staatsgerichtshofes und 1848/49 sowie 1861–81 Mitgl. des Steiermärk. Landtages.

L.: Mitt. des Hist. Ver. für Stmk., H. 33, 1885, S. 1 ff., H. 36, 1888, Gedenkbuch, S. 109 ff.: F. Krones, M. v. K., Sein Leben und Wirken als Beitr. zur Staatsgeschichte Österr. in den Jahren 1848–84, 1888; Uhlirz, s. Reg.; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB 50.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 185
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