Kalbeck Paul Johannes, Regisseur und Schriftsteller. * Obornigk (Oborniki Śląskie, preuß. Schlesien), 15. 7. 1884; † Bern, 5. 11. 1949. Sohn des Vorigen. Stud. am Wr. Konservatorium für Musik und Darstellende Kunst; nahm Schauspielunterricht bei A. Römpler und F. Gregori (s. d.). Ab 1905/06 Engagements an verschiedenen Bühnen des dt. Sprachraums als jugendlicher Held und bis 1923 als Liebhaber. 1917/18 Regisseur an den Münchner Kammerspielen, 1919 Oberregisseur daselbst, 1923 zusammen mit Hans Thimig Gründer und Leiter der „Neuen Schule“ für Schauspiel in Wien, 1923–38 Regisseur am Theater in der Josefstadt unter M. Reinhardt, der ihn auch als Lehrer an die Akad. für Darstellende Kunst, 1929 an das neugegründete Schönbrunner Regie- und Schauspielseminar berief. Prof. 1939 emigrierte er in die Schweiz, ab 1942 war er als Oberspielleiter am Berner Stadttheater tätig. Im Sommer 1949 hatte er die Leitung eines Schauspielseminars am Mozarteum in Salzburg. Als Mitarbeiter M. Reinhardts in Wien und einer der hervorragendsten Theaterpädagogen seiner Zeit, war K. an der künstler. Entwicklung einer Generation österr. Schauspieler von internationalem Rang maßgeblich beteiligt. Er bekannte sich zur Idee des künstlerischen „Stils“ im Goetheschen Sinn, der sich von der „Manier“ durch die unbeirrte Intention auf „das Wahre, das Naturgemäße“ unterscheidet, und vereinigte in seinen Inszenierungen sublimste Kammerspielkunst mit souveränem Sinn für klass. Maß, Kraft der Innerlichkeit mit artist. Leichtigkeit im Techn., Leidenschaft für die Wahrheit des Ausdrucks mit hoher Musikalität. Im Schweizer Exil führte K. das ihm anvertraute Ensemble in Meisterinszenierungen klass, und moderner Werke zu Höchstleistungen.