Kandler, Franz Sales (1792-1831), MusikschriftstellerKandler Franz Sales, Musikschriftsteller. * Klosterneuburg (N.Ö.), 23. 8. 1792; † Baden (N. Ö.), 26. 9. 1831. Den ersten Musikunterricht erteilte ihm sein Vater; 1801 Sängerknabe der Wr. Hofkapelle, dann Schüler von J. G. Albrechtsberger, A. Salieri und A. Gyrowetz (s. d.). K. stud. seit 1808 an der Univ. Wien Phil. und seit 1810 Jus. Er wurde 1815 im Hofkriegsrat angestellt, kam 1817 nach Venedig, 1821 nach Neapel, 1826 Feldkriegskonzipist in Wien. K. komponierte anfänglich, widmete sich dann aber der Geschichte der Musik, durch Italienaufenthalte und Studien in dortigen Archiven begünstigt. (Er konnte die Grabstätten von G. Zarlino, B. Marcello, A. Lotti, B. Galuppi und J. A. Hasse feststellen.) Seine krit. Aufsätze zeigen objektive Beobachtungsgabe und Kenntnis der italien. Musikverhältnisse im frühen 19. Jh. Er schrieb für zahlreiche musikal. Z., stand im Briefwechsel mit S. Mayr und F. Schubert und war mit G. Meyerbeer befreundet.
W.: Cenni storico-critici intorno alla vita ed alle opere del celebre compositore di musica Giov. Adolfo Hasse, detto il Sassone, 1820; Der Musikstand von Neapel im Jahre 1826, in: Cäcilia, Bd. 6, 1827; Über das Leben und die Werke des G. Pierluigi da Palestrina, genannt der Fürst der Musik (Auszug aus G. Baini, Memorie storico-critice della vita e delle opere di Giovanni Pierluigi da Palestrina, 2 Bde., 1828), hrsg. von R. G. Kiesewetter, 1834; Cenni storico-critici sulle vicende e lo stato attuale della musica in Italia, 1836; Textbuch zu Joseph, Oper von E. N. Mehul und zum Oratorium Judas Makkabäus von G. F. Händel; etc.
L.: Österr. Rundschau, Bd. 6, 1906; Abert; E. Bernsdorf, Neues Universallex. der Tonkunst, 1856 ff.; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Fétis; Grove; Riemann; Schmidl; Sohlmans Musiklex., Bd. 3, 1951; Thompson; A. Weißenbäck, Sacra musica, 1937; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 212f.