Kanitz, Felix Philipp (1829-1904), Ethnograph und Geograph

Kanitz Felix Philipp, Ethnograph und Geograph. * Pest, 2. 8. 1829; † Wien, 5. 1. 1904. Sohn wohlhabender Eltern; nach dem frühen Tod des Vaters sandte die Mutter den musikal. und zeichner. gleichbegabten Knaben auf die Kasseler Kunstakad. (1843), wo er Schüler L. E. Grimms wurde. Nach einer gediegenen Ausbildung im Zeichnen, Malen, Radieren und Lithographieren begab er sich 1847 nach Wien, wo er sich mit Illustrationen für die „Leipziger Illustrierte Zeitung“ seinen Unterhalt verdiente, aber auch in engere Beziehung zu verschiedenen Gelehrten trat. Die nächsten zehn Jahre waren teils mit künstler. Fortbildung in Dresden, München und Nürnberg (bei C. A. v. Heideloff), teils mit Illustrationstätigkeit für Tagesztgn. (1855 Weltausst. in Paris) ausgefüllt. Seit 1858 wandte sich K. endgültig dem europ. Südosten (Montenegro), den er auf einer Reise schon 1850 kennengelernt hatte, und dessen wiss. Erforschung zu. Auf zahlreichen Reisen erarbeitete er sich eine gründliche Kenntnis des Fürstentums Serbien, dessen byzantin. Monumente er als erster sorgfältig zeichner. aufnahm. Anschließend bearbeitete er Bulgarien. Seine hier aufgenommenen Karten füllten viele weiße Flecken der damaligen Balkankarten. Dank der Beherrschung der bulgar. und der serb. Sprache vermochte K. die Siedlungsgebiete beider Völker ziemlich genau zu umschreiben. Unermüdlich bereiste er diese Landstriche, dabei 18mal den Balkan querend — von der Malaria und den türk. Behörden nicht geschont — um vorhandene Lücken der Topographie zu schließen, röm. Altertümer zu untersuchen oder ethnograph. Eigentümlichkeiten mit Zeichenstift und Notizblock festzuhalten. K. hat durch seine genaue Ortskenntnis, seinen krit. Scharfsinn und seine künstler. Fähigkeiten Werke geschaffen, die noch heute für den Balkanforscher wertvolle Quellen sind.

W.: Serbiens byzantin. Monumente, 1862; Donaubulgarien und der Balkan, hist., geograph., ethnograph. Reisestud. aus den Jahren 1860–79, 3 Bde., 2. Aufl. 1882; Das Königreich Serbien und das Serbenvolk von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 3 Bde., 1904–14; etc.
L.: N.Fr.Pr. vom 7. 1. 1904; Glas Crnogorca 33, 1904, n. 2; Dnevni list 22, 1904, n. 134; Monatsbl. des wiss. Klubs 25, 1903, S. 25: Globus, Bd. 85, 1904, S. 162 f.; Carinthia, Jg. 94, 1904, S. 64; Srpski književni glasnik, n. s. 27, 1929, n. 8; Mitt. der geograph. Ges. 73, 1930, S. 5–21 (mit tw. Werksverzeichnis); G. Fehér, K. F. F., a „Balkán Kolumbusa“ élete és munkássága, 1932; Politika, 1934, n. 9250; Österr. Osthefte, Jg. 3, 1961, H. 3, S. 250 ff.; Wurzbach; Das geistige Ungarn; Wininger; Biograph. Jb., 1904; Thieme–Becker; Nar. Enc; Exner, Gewerbe und Erfindungen, Tl. 2, S. 248; Enc. Jug.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 215f.
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