Karczag, Wilhelm (1857-1923), Theaterdirektor

Karczag Wilhelm, Theaterdirektor. * Karcag, Kom. Szolnok (Ungarn), 28. 8. 1857; † Wien, 11. 10. 1923. Betätigte sich zuerst als Bühnenschriftsteller und Journalist in Budapest und hatte besonders mit dem Stück „Entsagung“ Erfolg. Ohne vorher Beziehungen zum Theater zu haben, übernahm er unter schwierigen Bedingungen die Dion. des Theaters an der Wien. 1901 eröffnete er mit einer glanzvollen Aufführung der „Fledermaus“ das Theater, das seinen 100jährigen Bestand feierte. K., der fest an die Wiedergeburt der Operette, wenn auch in anderer Form und mit neuer Musik glaubte, leitete das Theater a. d. Wien 1901/02 gem. mit G. Lang, 1902–11 mit K. Wallner, 1911–22 allein, 1922/23 mit H. Marischka, seinem Schwiegersohn. 1908–17 hatte er auch gem. mit K. Wallner, 1917–21 allein, die Dion. des Raimundtheaters, so daß sich diese beiden Theater ausgezeichnet ergänzen konnten. 1917–19 hatte er auch die Leitung des Stadttheaters. 1912 gastierte K. im Pariser Vaudeville-Theater mit Operetten in dt. Sprache und hatte in Zürich mit einer Lehárwoche großen Erfolg. Von großer Urteilsfähigkeit, kommerziell begabt, sehr fleißig und ehrgeizig, wurde K., dem vor allem die gute finanzielle Fundierung der von ihm geleiteten Theater zu danken war, zum bedeutendsten Förderer der neuen Wr. Operette. Er war mit der Sängerin Julie Kopácsi (1867–1957) verheiratet.

W.: Novellen und Romane: Ma és mindig (Heute und ewig), 1884; Romok (Ruinen), 1893; Szülei ház; Das Elternhaus), 1900; Theaterstücke: A hitves (Die Gattin), 1888; A kismama (Mütterchen), 1889; Lemondás (Entsagung), 1892; etc.
L.: N. Wr. Tagbl. vom 25. 8. 1917; N.Fr.Pr. vom 28. 8. 1917 und 12. 10. 1923; R. Holzer, Wr. Vorstadtbühnen, 1951; A. Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien, 1952; Kosch, Theaterlex.; Nagl–Zeidler–Castle, s. Reg.; Wininger; Révai 11; Szinnyei 5.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 232f.
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