Keller, Josef Edler von (1841–1897), Botaniker

Keller Josef Edler von, Botaniker. Geb. Nagypeszek, Ungarn (Sikenica-Veľký Pesek, SK), 13. 3. 1841; gest. Wien, 17. 11. 1897; röm.-kath. Sohn des Gutsverwalters Alois Edler von Keller und der Aloisia Edlen von Keller, geb. Farkas, Vater von Rosa Edler von Keller (1878–1970); ab 1875 verheiratet mit Leopoldine Lorenz (geb. 10. 11. 1849; gest. 12. 3. 1910). – Über K.s Schulbildung ist nichts bekannt. Zunächst Verwaltungsbeamter in Zeliz, dem heutigen Želiezovce, übersiedelte K. 1869 nach Wien und war hier bis zu seinem Tod als privater Rechnungs-Revident in der Güterdirektion des Grafen Breunner, ab 1894 in gleicher Funktion für Viktor II. Herzog von Ratibor tätig und wirkte zudem als Dolmetscher für Ungarisch. K. befasste sich als wissenschaftlicher Autodidakt zunächst mit eher allgemeinen pflanzengeographischen Themen, später spezialisierte er sich auf Rosen (Gattung Rosa) in Mitteleuropa und galt als einer der führenden Rhodologen seiner Zeit. Seine erste Publikation war die botanische und landeskundliche Beschreibung „Aus dem Honther Comitate“ (in: Österreichische botanische Zeitschrift 15, 1865; Nachtrag, ebd. 16, 1866), es folgten eine Notiz zu neuer botanischer Literatur aus Ungarn („Botanisches aus Ungarn“, ebd. 22, 1872) und zu Pflanzenfunden im Wiener Prater („Zur Flora von Wien“, ebd. 25, 1875) sowie zahlreiche publizierte briefliche Mitteilungen zu botanischen Themen. Für die „Nachträge zur Flora von Nieder-Oesterreich“ (1882) von →Eugen von Halácsy und Heinrich Braun bearbeitete K. monographisch die Gattung Rosa und publizierte zudem einige Berichtigungen zu verschiedenen Pflanzenarten (in: Österreichische botanische Zeitschrift 32, 1882). In der Folge arbeitete er fast ausschließlich über Rosen: „Rhodographische Beiträge“ (ebd. 33, 1883), „Zur Rosa reversa W. K.“ (ebd.) und „Mährische Rosen“ (ebd. 36, 1886). In der Arbeit „Über die Bechsteinschen Rosen“ (in: Deutsche botanische Monatsschrift 4, 1886, 5, 1887) bespricht er Rosenarten aus der vierten Ausgabe der „Forstbotanik“ (1821) von Johann Matthäus Bechstein. Mit „Rhodologiai adatok. Fragmenta rhodologica ad florum hungaricam spectantia“ (in: Magyar növénytani lapok 12, 1888) legte K. eine Beschreibung der Rosen Ungarns vor, im darauffolgenden Jahr publizierte er daraus Auszüge in deutscher Übersetzung (Rhodologiai adatok, in: Deutsche botanische Monatsschrift 7, 1889). In der Arbeit „Ueber die Flächendrüsigkeit als systematisches Merkmal und deren Anomalien bei einzelnen Rosenarten“ (in: Österreichische botanische Zeitschrift 37, 1887) wertete K. Drüsenhaare als bestimmungsrelevantes Merkmal bei einigen Rosenarten aus. Für „Die Rosenflora von Travnik in Bosnien“ (ebd. 33, 1883, 34, 1884) von Johann Wiesbaur, die „Rosen des Hochgesenkes“ (1887) von →Eduard Formánek sowie für „Beiträge zur Rosenflora von Oberösterreich, Salzburg und Böhmen“ (in: Bericht über das Museum Francisco-Carolinum 49, 1891) von Wiesbaur und Michael Haselberger übernahm K. die wissenschaftliche Bearbeitung und Klassifizierung der behandelten Rosenarten. Ebenso wurde der Beitrag zu Rosen in →David Pachers „Flora von Kärnten“ (3. Abtheilung, 1887) von ihm überarbeitet. 1878 kündigte K. die Herausgabe eines „Herbarium rosarum austriacarum“ mit 20 käuflichen Rosen-Exsikkaten an. Ihm zu Ehren wurde 1892 ein Lippenblütler Betonica kelleri benannt.

Weitere W.: Correspondenz, in: Österreichische botanische Zeitschrift 17–19, 1867–69, 25, 1875, 28, 1878, 32–34, 1882–84, 37, 1887; Eine vorläufige Bemerkung aus der Mai-Flora Oesterr.-Ungarns, in: Flora 61, 1878; Einiges über Rosen, ebd.; Rosa Braunii n. sp., in: Österreichische botanische Zeitschrift 32, 1882; Zur Flora von Niederösterreich, ebd.; Literaturbericht, ebd. 38, 1888; Korrespondenz, in: Deutsche botanische Monatsschrift 6, 1888.
L.: WZ, 23. 11. 1897; Flora 61, 1878, S. 256; I. Dörfler, Botaniker-Adressbuch, 1896, S. 114; Allgemeine botanische Zeitschrift für Systematik …, 1897, S. 208; Österreichische botanische Zeitschrift 48, 1898, S. 38; Botanische Jahrbücher für Systematik … 25, 1898, Beiblatt, S. 54; Botanik und Zoologie in Österreich in den Jahren 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; R. Keller, Synopsis rosarum spontanearum Europae mediae, 1931, S. 744; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 2, 1965; Pfarre Maria Geburt-Rennweg, Pfarre St. Florian-Matzleinsdorf, beide Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)