Kellner, Karl (1851-1905), Chemiker und Großindustrieller

Kellner Karl, Chemiker und Großindustrieller. * Wien, 1. 9. 1851; † Wien, 7. 6. 1905. Stud. in Wien und Paris. In einem Wr. Privatlaboratorium arbeitend, machte er bereits im Alter von 22 Jahren jene entscheidenden Beobachtungen, die nach seinem 1876 erfolgten Eintritt in die Fabrik des Hektor Frh. von Ritter-Zahony in Podgora bei Görz in dem nach ihm und Ritter benannten und binnen kurzem von zahlreichen Papierfabriken in Verwendung genommenen Sulfit-Zelluloseverfahren (Patente von 1884) gipfelten. Seine Arbeiten zur Holzzellstoffabrikation und zur Bleichung der Zellulose führten ihn in der Folge zur Elektrochemie, einem Gebiet, das ihm ebenfalls die Ausarbeitung wertvollster techn. Verfahren verdankt (Elektrochem. Bleichverfahren, Kellnersches Quecksilberverfahren zur Chloralkalielektrolyse u.a.). Als die Frh. von Ritter-Zahonyschen Fabriken in andere Hände übergingen (K. leitete selbst den Verkauf), wandte er sich der Gründung eigener Unternehmungen zu. Die mit dem engl. Papierindustriellen E. Partington 1889 gegründete und nach den Patenten K.s arbeitende The Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd., errichtete Fabriken in verschiedenen Ländern, unter anderem auch zu Beginn der 90er Jahre eine Fabrik in Hallein b. Salzburg. Eine zweite, von K. mit Castner gegründete Ges. The Castner-Kellner Alkali Ko., baute in England die damals größte Anlage der Welt zur Chloralkali-Elektrolyse. Das von K. ins Leben gerufene Syndikat Dr. K. errichtete in Jajce (Bosnien) eine elektrochem. Fabrik, die nach seinem Verfahren Chlorkalk und Ätznatron erzeugte. K. befaßte sich auch mit techn. Erfindungen auf verschiedenen anderen Gebieten, wie Gewinnung von Gespinstfasern, Beleuchtung, Photographie, künstliche Edelsteine u.a.

W.: Joga, 1896; zahlreiche Patente.
L.: N. Fr.Pr. vom 8. 6. 1905; Salzburger Ztg., 1905, n. 132; (Halleiner) Volksfreund, Jg. 15, 1905, n. 37–40; Chemikerztg., Jg. 29, 1905, S. 677; Österr. Chemikerztg., N. F., Jg. 8, 1905, S. 279; Zentralbl. für die Österr.-Ung. Papierindustrie, Jg. 23, 1905, S. 640; Salzburger Bauernkalender, 1906, S. 65; Großind. Österr., Bd. 3, S. 186, Bd. 5, S. 11 f., 13, 393; Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestandes des Ver. österr.-ung. Papierfabrikanten 1898, S. 16 ff.; Aus der Geschichte der Neusiedler AG. für Papierfabrikation, 1953, S. 31.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 290
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