Kempen von Fichtenstamm, Johann Franz Frh. (1793-1863), Feldmarschalleutnant und Minister

Kempen von Fichtenstamm Johann Franz Frh., General und Polizeiminister. * Pardubitz (Pardubice, Böhmen), 26. 6. 1793; † Schwarzau b. Wr. Neustadt (N.Ö.), 29. 11. 1863. 1849 als FML zum Generalinspektor der Gendarmerie ernannt. 1852 konnte er auch die Leitung der neuerrichteten Obersten Polizeibehörde an sich ziehen. 1859 i.R. Als Chef von Gendarmerie und Polizei besaß K. eine große Machtfülle. Der geheime Ausforschungsdienst, wie er unter Sedlnitzky, dem früheren Präs. der Polizei-Hofstelle, bestanden hatte, wurde von K. in verstärktem Maße wieder aufgenommen und ein ganzes Heer von Konfidenten angeworben. Die Gendarmerie beobachtete alle Ämter, Bezirkshauptleute, Statthalter und Offiziere, ja selbst die Min. unterstanden der geheimen Kontrolle. Da die Gendarmerieberichte sich nur zu oft auf Vermutungen stützten und Beweise fehlten, kam es zu zahllosen Reibereien nicht nur mit Zivilbehörden, sondern auch mit Militärkreisen. Auffallend sind die vielen Versetzungen, die K. unter der Polizeibeamtenschaft vornahm. So wurden im Jahre 1857 allein ungefähr ebensoviel Beamte von anderen Polizeibehörden zur Wr. Polizeidion. versetzt, wie von 1800–48. K. fehlte Gewandtheit, Menschenkenntnis, Zurückhaltung und Verschwiegenheit. Er besetzte viele Ämter im Polizeidienst mit Off. und war ein Günstling des FZM J. Frh. v.Haynau (s. d.), dem er auch seinen Aufstieg verdankte. 1854 Frh.

L.: Wr.Ztg. vom 6. 12. 1863; N. Fr. Pr. vom 19. und 23. 2. 1908; Mitt. der Geograph. Ges., Jg. 9, 1865; N. Österr. Biographie, Bd. 8, 1935; J. K. Mayr, Das Tagebuch des Polizeimin. K. von 1848–59, 1931; H. Oberhummer, Die Wr. Polizei, 2 Bde., 1937; Wurzbach; ADB; Uhlirz, s. Reg.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 293
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