Kette Dragotin, Ps. Siluška, Mihail Mihajlov, Zor, Zvonoslav, Dichter. * Prem (Innerkrain), 19. 1. 1876; † Laibach, 26. 4. 1899. Sohn eines Lehrers, früh verwaist. 1898 maturierte er in Rudolfswert und rückte nach Triest zur Infanterie ein. Da er an Tuberkulose erkrankte, wurde er bereits am 1. 4. 1899 vom Militär entlassen. Er starb kurz darauf in einer ehemaligen Zuckerfabrik, die Heim und Zufluchtsort vieler junger slowen. Literaten war. Seine Notizbücher zeigen den frühreifen Gymnasiasten als tiefen Denker. Im Gymn., im literar.-polit. Schulver. „Zadruga“ (Gemeinschaft) war K. dessen Sekretär, der Vorträge über Literatur und Politik hielt, Russ. lehrte und eigene Gedichte vorlas. Als er in Rudolfswert lebte, organisierte K. dort eine Filiale der „Zadruga“. 1896 trat er mit „Na blejskem otoku“ („Auf der Insel von B.“), „Soneti“ („Sonette“) u.a. in der führenden slowen. literar. Z. „Ljubljanski zvon“ („Laibacher Glocke“) vor die Öffentlichkeit. Gleichzeitig veröff. er Gedichte und Erzählungen für die Jugend in „Nova nada“ („Neue Hoffnung“), „Vrtec“ („Das Gärtchen“) und „Angelček“ („Das Engelchen“). Mit I. Cankar (s. d.) eng befreundet und mit O. Zupančič in regem Gedankenaustausch stehend, war K. gegen Dekadenz und Naturalismus krit. eingestellt. Trotz seiner Belesenheit in der russ. u.a. Literatur kann man bei K. keine besonderen fremden Einflüsse außer dem Maeterlincks nachweisen. K. bevorzugte Lied- und Sonettenform, schrieb aber auch Ghaselen und lyr. Prosa. Er zeichnete sich durch einen freien, natürlichen Rhythmus (Erneuerer der Sonettenform) und durch harmon. Lebhaftigkeit der Diktion aus. Einige seiner Sonettenzyklen gehören zu den schönsten und reifsten Leistungen der slowen. Moderne. Auch die Gedichte und Fabeln für die Jugend sind zart und originell. K.s Gedichte kamen in der Bearbeitung von A. Aškerc, an einigen Stellen unglücklich korrigiert, erstmalig 1900 heraus.