Kiesslich, Anton (1858-1925), Turner

Kiesslich Anton, Turner. * Prag, 14. 10. 1858; † Prachatitz (Prachatice, Böhmen), 19. 12. 1925. Sein Vater Josef K. aus Rumburg besaß auf dem Kleinen Ring in der Altstadt eines der ältesten Prager Kaffeehäuser. Schon 1868 turnte K. wie sein Vater im Prager Dt. Turnver., dessen Turnwart er 1883–87 gewesen ist. 1875 trat er der Turnverbindung „Tafelrunde“ bei und gehörte zu den 80 Turnern, die 1888 aus dem Prager Dt. Turnver. austraten und den Dt. Männerturnver. Prag gründeten, dessen Obmannschaft K. bis 1919 innehatte. Bei den dt. Turnfesten (1880–1913) als Wetturner oder Kampfrichter tätig, war er Abg. der österr. Turner bei den dt. Turntagen, angefangen vom 8. Turntag in Eisenach bis zur Loslösung des Turnkreises Dt. Österr. von der Dt. Turnerschaft 1904. Durch 23 Jahre war er Mitgl. des Kreisturnrates und gab den Anstoß zur Gründung der Turnver. Liboch, Prag-Smichow, Wegstädtl, Trebnitz, Dobrzan und Prag-Karolinenthal. K. war Schriftleiter der „Mitteilungen des Kreisturnrates“, aus denen 1906 die „Deutsch-österreichische Turnzeitung“ hervorging und gab 1907–18 das Turnerjb. heraus. Er war Anreger und Mitbegründer des Moldau-Elbe-Turngaus (1885), des Westböhm.Turngaus (1887) und des Bundes der Dt. in Böhmen (1894), dessen Obmann er 25 Jahre lang war. 1919 Ehrenobmann. 1890–1910 gab er in Prag das Wochenbl. „Der deutsche Volksbote“ heraus, in dem vor allem die 1891 gegründete „Germania“, Lese- und Redehalle der dt. Hochschüler in Prag, zu Wort kam. Nach 1919 lebte K., eine markante Gestalt in den nationalen Auseinandersetzungen des ausgehenden Jahrhunderts, völlig zurückgezogen in Linz, kehrte aber bald wieder in seine Heimat zurück.

W.: Geschichte des Turnkreises Dt. Österr., gem. mit F. Hirth, 1928.
L.: R. Jahn, Sudetendt. Turnertum, Tl. 2, 1958; G. Berka, 100 Jahre dt. Burschenschaft in Österr., 1959, S. 22 f.; Wer ist’s? 1908.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 328
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