Klein Julius Leopold, Schriftsteller und Dramatiker. * Miskolc (Ungarn), 1808; † Berlin, 2. 8. 1876. Bruder des Journalisten und Übersetzers János Kilényi (s. d.). Stud. zuerst in Wien Phil. und Geschichte, dann an der Univ. Berlin Med., 1834 Dr.med. K., der sich mehrere Jahre in Italien und Griechenland aufgehalten hatte, wurde 1838 Redakteur der „Baltischen Blätter“, 1842–46 Mitarbeiter des „Berliner Modespiegels“, 1847/48 der „Berliner Zeitungs-Halle“, später auch Feuilleton-Redakteur der „Preußischen Zeitung“ (Berlin) und betätigte sich vor allem als Literaturkritiker. Als Bühnendichter wenig anerkannt, starb er einsam und verarmt. 1865–76 schrieb er an seiner großangelegten „Geschichte des Dramas“. Der 13bändige literarhist. Torso bezeugt umfassendes Wissen um die gesamte dramat. Dichtung, läßt aber klare Hauptzüge und Konzentration auf das Wesentliche vermissen. Die Gesamtdarstellung geht jedoch weit über ästhet. Betrachtungen hinaus und ist in jedem Falle auf das Gedankengut der Bühnenwerke gerichtet. Als Verfasser eigener Theaterstücke genoß K. anfänglich kurzfristig den Ruhm eines der hervorragendsten Dramatiker um die Mitte des 19. Jhs.; gedankliche Tiefe und Gestaltungskraft im einzelnen konnten aber seinen Dramen, in denen er meist hist. Stoffe bevorzugte, nicht zum Bühnenerfolg verhelfen, der K. nur zum kleinen Teil durch Zensurschwierigkeiten versagt blieb. Trotz vieler dramat. Spannungsmomente sind K.s Dramen zufolge ermüdender Längen, Reflexionen und Auflösung der Episoden auch als Buchdichtungen ohne Wirkung geblieben. Gelegentlich wird er jedoch noch in der Literaturgeschichte als der einzige nennenswerte dt.-sprachige Dramatiker Ungarns nach 1848 bezeichnet.